Nachhaltigkeitsakademie in PapenburgIn den letzten zwei Wochen der Sommerferien stand bei mir die Nachhaltigkeitsakademie in Papenburg auf dem Programm. Vor der Akademie kam neben Vorfreude besonders eine Frage auf: Was erwartet mich in Papenburg? Schon einige Wochen vor dem Akademiestart liefen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. In einem eigenen Forum konnte sich jeder Teilnehmer schon vorstellen und erste Kontakte knüpfen.

Wie lief der klassische Tag in der Akademie ab?

Der Tagesablauf war relativ strikt geregelt. Nach dem Frühstück stand ein halbstündiges Morgenplenum auf der Tagesordnung. Nach dem Plenum verteilten sich die 109 Personen in die sechs verschiedenen Kurse. Das bedeutete: 2,5 Stunden angestrengtes Nachdenken und viele Diskussionen mit einer unglaublich guten Atmosphäre. Um 12.30 Uhr trafen sich alle Teilnehmer im Speisesaal zum gemeinsamen Mittagessen. Die nächste Kursschiene startete erst wieder um 16.00 Uhr, sodass nun drei Stunden Zeit für kursübergreifende Angebote (KüAs) war.

schefflerpapenburg01Die KüAs variierten von Tag zu Tag und wurden von den Schülern/-innen selbst organisiert. Zum einen trieben wir viel Sport wie zum Beispiel Fußball, Basketball, Rugby, Volleyball, Tischtennis, Joggen und Schwimmen. Zum anderen konnte gemeinsam in Form von Chor, Band und Ensembles musiziert werden. Auch unkonventionelle Aktivitäten wie Tanzen, Selbstverteidigung, Rudern und Impro-Theater wurden angeboten.

Nach der zweiten Kursschiene haben wir zu Abend gegessen und anschließend den freien Abend genossen, der ebenfalls mit KüAs ausgeschmückt wurde.

Klimapolitk mal ganz praktisch – Die Vorbereitung der Simulation einer Klimakonferenz

In den zwei Wochen wurde in den einzelnen Kursen das Thema „Klimawandel" aus verschiedenen wissenschaftlichen Blickrichtungen betrachtet. Mein Kurs beschäftigte sich mit der Thematik „Schwellenländer in der internationalen Klimapolitik". Im Verlaufe der zwei Wochen arbeitete der Kurs auf ein Ziel hin: Die Simulation der Klimakonferenz 2015 in Paris. Das bedeutete, dass die naturwisschenschaftlichen und sozio-strukturellen Grundlagen des Klimawandels sowie ein grundlegendes Verständnis der politischen Debatten gelegt werden musste. Dies erfolgte unter anderem in Form von Referaten, die jeder Teilnehmer im Voraus vorbereite. Themen dieser Referate waren zum Beispiel:

  • Rückkopplungen zwischen Klima und Kohlenstoffkreislauf
  • Die Eisbohrkernanalyse und Klimaänderungen in der Vergangenheit
  • Methoden der Zuschreibung von CO2-Emissionen weltweit
  • Equity Prinzipien und Entwicklung der Nord-Süd-Debatte
  • Desertec – Höhen und Tiefen des internationalen Wüstenprojekts
  • Klimavulnerabilität: Der „Global Climate Risk Index" und Anpassungsstrategien

Unsere beiden Kursleiterinnen Dorothea Brödnow und Lena Gütermann trugen dazu bei, dass der Praxisbezug nicht zu kurz kam. Sie berichteten beispielsweise von ihren eigenen Erfahrungen, die sie im Schwellenland China oder in der Interamerikanischen Entwicklungsbank gemacht haben. Durch Lena und Doro wurde der scheinbar theoretisch geprägte Kurs zu einem äußerst spannenden, interessanten und auch lebendigen Kurs.

Livediskussion mit Dr. Vasa aus Washington, D.C.

Auch der Kontakt zu echten Wissenschaftlern kam ebenfalls nicht zu kurz. Lena ermöglichte uns ein 90-minütiges Interview mit ihrem Kollegen Dr. Alexander Vasa, einem Experten für internationale Klimafinanzierung. Wir stellten Fragen zu den verschiedenen Kyoto-Mechanismen und dem EU-Emissionshandel und erhielten detaillierte, aber auch sehr verständliche Antworten.

Das Finish – Die Klimakonferenz 2015

In der zweitägigen Simulation der Klimakonferenz nahmen die Teilnehmer zu zweit die Rolle eines Delegierten eines Landes, eines Vertreters einer NGO, des Chairs oder des Klimasekretariats der Vereinten Nationen ein. In den zwei Tagen wurde eifrig über Mitigation und Adaptation verhandelt, sodass am Ende eine Resolution verabschiedet wurde. Während der Konferenz wurde deutlich, mit welchen Schwierigkeiten die Findung von Lösungen verbunden ist, denn zum Beispiel achtete der Chair darauf, dass alle Anwesenden sich an die „Rules of procedure" hielten, wodurch die Eigendynamik sich häufig nicht entwickeln konnte, aber die Formalitäten einer internationalen Konferenz dieses Ausmaßes beibehalten wurden.

Fallstudien und Exkursionen

Neben den Kurseinheiten beschäftigten wir uns an einem Wochenende mit verschiedenen Fallstudien, wo das selbstständige Arbeiten und Planen im Vordergrund stand. Ich nahm an der Fallstudie „CO2-Messungen" teil. Wir führten auf dem Gelände der HÖB verschiedenste Messungen durch, werteten diese am Computer aus und interpretierten sie. In einer anderen Fallstudie wurde zum Beispiel das Projekt „Greenyoucation" ins Leben gerufen, welches sich für Nachhaltigkeit und Umweltschutz an Schulen einsetzt. Am Ende der Fallstudien wurden die Ergebnisse der einzelnen Studien an einem Präsentationsabend vorgestellt.

Einzelne Abende waren mit einem weiteren Programmpunkt versehen. Zum einem bekamen wir einen Einblick in das Thema „Energiewende" durch einen Gastvortrag von Ingmar Ritzenhofen. Zum anderen gab es den sogenannten „Studieninfo-Abend", wo die Kurs- und Akademieleiter Auskunft über verschiedene Studiengänge gaben. Das Angebot reichte vom Studiengang BWL über Umwelt- und Ressourcenmanagement bis zu Politik, Wirtschaft, Recht, Philosophie, Medizin und Physik.

Neben den Fallstudien gab es noch einen dritten Tag, der nicht klassisch ablief, denn es wurden unterschiedliche Exkursionen durchgeführt, wie zum Beispiel die Besichtigung einer Biogasanlage, ein Tauschspiel in der Innenstadt von Papenburg und eine Moorwanderung.

Mein Fazit

Abschließend kann ich nur noch einmal wiederholen, dass die zwei Wochen in Papenburg ein einmaliges Erlebnis waren: Einerseits habe ich während der gemeinsamen Zeit im Kurs einen tieferen Einblick in die Klimapolitik erhalten und wissenschaftliche Arbeitsweisen kennengelernt. Darüber hinaus konnte ich viele nette und interessante Leute kennenlernen, viele alltägliche Dinge neu bewerten und Kontakte in ganz Deutschland knüpfen.
Mein Appell an jeden, der eine Einladung zu einer der Deutschen Schülerakademien erhält, lautet daher: Lasst euch diese Chance nicht entgehen!