Shalom from BielefeldDonnerstag, 20.10.2016

Was sofort deutlich wurde, als wir die israelische Gruppe, bestehend aus 21 Schülerinnen und Schülern sowie drei Lehrerinnen, am Düsseldorfer Flughafen abholten, war ihr fröhliches, freundliches und positives Naturell. Als sie aus dem Gate kamen, begrüßten wir sie mit Luftballons und Transparenten und mit einer herzlichen Umarmung. Später im Bus gab es keinen einzigen stillen Moment, da sich alle sofort in intensive und fröhliche Gespräche vertieften. Die Israelis waren sehr neugierig, stellten uns viele Fragen über Deutschland und zeigten sich sehr interessiert an unserem Wissen und unseren Meinungen über Israel.

BegrüßungDie noch am Vormittag geäußerte Sorge einzelner deutschen Teilnehmer, von nun an zwölf Tage lang Englisch reden zu müssen, war ebenfalls sehr schnell verflogen.

Als wir am Abend in Bielefeld angekommen waren, wurden die Israelis von unseren Eltern herzlich begrüßt und zusammen ließen wir den Tag in der jeweiligen Gastfamilie ausklingen.

Freitag, 21.10.2016

Im Tierpark OlderdissenDer Freitag begann mit einem Ausflug in den Tierpark Olderdissen. Sehr überrascht von den sehr niedrigen Temperaturen in Deutschland und daher in warme Kleidung gehüllt, fanden die Israelis sehr schnell Gefallen an den Tieren und an der schönen Atmosphäre des Teutoburger Waldes, denn einen solchen Wald gibt es in Israel ja nicht. Beim gemeinsamen Spaziergang ergab sich die Gelegenheit, erste Erfahrungen mit den Eltern, den Lehrern und den Austauschschülern auszutauschen, die alle sehr positiv waren. Am Nachmittag traf man sich in einem Bielefelder Schwimmbad, bevor das Abendprogramm weitestgehend gemeinsam von den Jugendlichen gestaltet wurde.

Samstag, 22.10.2016, und Sonntag, 23.10.2016

Das Wochenende hatten wir zu unserer freien Verfügung. Viele fuhren mit ihren Austauschpartnern nach Köln, Oberhausen oder Dortmund. Oftmals blieb man in größeren Gruppen zusammen, sodass sich alle sehr schnell und gut kennenlernen konnten. Einige hatten auch beim Schlittschuhlaufen viel Spaß.

Montag, 24.10 .2016

Aufgrund der Fülle der schönen Momente, die wir am Wochenende mit unseren Gästen geteilt hatten, trafen wir uns alle am Montag morgen zur offiziellen Begrüßung durch Herrn Neumann, den Schulleiter des Gymnasiums Heepen, mit einem Lächeln im Gesicht wieder.

Begrüßung in der Schule Im Unterricht Im Unterricht

Im Anschluss lernten die Gäste den deutschen Schulalltag kennen. Sie besuchten mehrere Schulklassen und Kurse und unterrichten die deutschen Schüler, indem sie im Unterricht über Israel erzählten oder Spiele anleiteten, die sie vorbereitet hatten. Die israelischen Schülerinnen und Schüler waren sehr erstaunt, wie ruhig und geregelt eine Unterrichtsstunde in Deutschland verläuft. Sie waren überrascht, dass sich die deutschen Schülerinnen und Schüler sich stets melden, um etwas sagen zu dürfen, und dass man seinen Mitschülerinnen und Mitschülern und seinen Lehrerinnen und Lehrern zuhört. Ihrer Meinung nach ist dieses Verhalten in Israel ganz ungewöhnlich, ja eigentlich unmöglich, da die Klassen dort viel unruhiger und vor allem lauter seien. Für uns deutschen Schülerinnen und Schüler war dies sehr überraschend zu hören, da unserer Erfahrung nach unsere Lehrerinnen und Lehrer uns eigentlich immer um noch mehr Ruhe im Unterricht bitten.

Im RathausAm frühen Nachmittag wurde die israelische Delegation von der Stadt Bielefeld im Alten Rathaus empfangen. Frau Schrader, die Bürgermeisterin Bielefelds, stellte unsere Stadt und ihre Besonderheiten vor und beantwortete Fragen der Gäste. Im Anschluss besuchten wir die Sparrenburg, das Wahrzeichen Bielefelds, und ihre Katakomben, und erfuhren Wichtiges über die Geschichte der Burg sowie über das Leben und den Alltag ihrer Bewohner.

Dienstag, 25.10.2016

Um das Gruppengefühl zu stärken und Gesprächsanlässe zu schaffen, wurde im Gymnasium ein erlebnisreiches Kunstprojekt durchgeführt. Jedes Austauschpaar erhielt einen weißen Sitzhocker aus Pappe, der im Rahmen des vom Kunstpädagogen Herrn Winter geleiteten Workshops mit Acrylfarben bemalt werden sollte. Dazu wurden zunächst alle 24 Sitzhocker zu einer Pyramide gestapelt. Im Anschluss zeichnete eine israelische Schülerin das von der Gesamtgruppe entwickelte Motto „Shalom from Bielefeld – 2016“ auf die gesamte Oberfläche, bevor dann die Pyramide wieder in die Einzelhocker zerlegt und von den Austauschpartnern gemeinsam farbig gestaltet wurde. Alle Flächen des Hockers wurden bemalt und wir verwendeten eine Fülle von Schrift- und Farbmotiven. Erst bei der Farewell-Party bauten wir die Pyramide wieder auf und waren überrascht von der überzeugenden Wirkung der gemeinsamen Arbeit, die sich im klar erkennbaren Schriftzug auf der Vorderseite der Pyramide deutlich zeigte. Kollektivität und Individualität erfuhren hier eine gelungene künstlerische Umsetzung.

Kunstprojekt Nah A_2016_190 Theaterprojekt

Am Ende des Vormittags fanden sich die deutschen und die israelischen Schülerinnen und Schüler zum Theaterprojekt zusammen, das von der Theaterpädagogin Frau Scholz-Thomas angeleitet wurde. Gemeinsam durchgeführte szenische Übungen führten zu viel Spaß und zur Intensivierung des Gruppengefühls.

Dr. OetkerAm Abend besuchten wir die Ausstellung der „Dr. Oetker-Welt“ in Bielefeld und verkosteten die Produkte dieses großen Bielefelder Unternehmens, das weltweit vertreten ist.

Im ComputermuseumMittwoch, 26.10.2016

Nach dem Besuch des Heinz-Nixdorf-Forums in Paderborn, des größten Computermuseums der Welt, erhielt die israelische Gruppe einen Einblick in die Spuren der jüdischen Geschichte in Paderborn. Sie besuchte das Mahnmal am Ort der 1938 zerstörten Synagoge sowie den Jenny-Aloni-Gedenkstein.

Donnerstag, 27.10.2016

Am Vormittag trafen wir uns in der Schule, um unter der Leitung von Herrn Fabritz und Frau Bar-El die Gedenkfeier vorzubereiten, die im Rahmen der Berlinfahrt durchgeführt werden sollte.

Wir erarbeiteten Texte, wie z. B. von Selda „Jeder Mensch hat einen Namen“ oder „Von guten Mächten“ von Dietrich Bonhoeffer, und übten eine ausdruckstarke Rezitation. Bei einer gemeinsamen Probe wurden Einzelheiten zum Verlauf der Gedenkfeier abgesprochen, bei der z. B. gemeinsam Kerzen entzündet und Rosen niedergelegt werden sollten. Auch wurde verabredet, dass alle verwendeten Texte in einer englischen und damit für alle verständlichen Fassung vorliegen sollten.

Im Anschluss fuhr die israelische Gruppe nach Detmold und besuchte dort Orte, die an das jüdische Leben in Detmold erinnern, wie den Gedenkstein für die Ehemalige Synagoge in der Lortzingstraße, die in der Exterstraße gelegene kleine Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus, das ehemalige Wohnhaus eines jüdischen Lehrers, bei dem im Rahmen von Renovierungsarbeiten eine hebräische Inschrift freigelegt wurde, sowie die Gedenktafel einer ehemalige Mikwe.

In Detmold In Detmold

Am Abend traf sich die gesamte Gruppe zur heiteren Farewell-Party in der Aula, wo die von allen Austauschteilnehmern gestaltete Pyramide aus Papphockern das sicherlich beliebteste Photomotiv war.

Freitag, 28.10.2016

Im Deutschen BundestagVoller Freude auf den Besuch Berlins fuhren wir am frühen Morgen ab. Aufgrund der Anstrengungen der letzten Woche, war es recht still im Bus, doch sobald wir in Berlin angekommen waren, war es damit natürlich vorbei. Nachdem wir einen ersten Einblick in das trubelige Berliner Leben rund um das Brandenburger Tor gewonnen hatten, besichtigen wir das Reichstagsgebäude und erhielten spannende Einblicke nicht nur in die Architektur des Gebäudes, sondern auch in die Arbeitsweise des Deutschen Bundestages und in die Werte unserer Demokratie. Von der Kuppel aus ergab sich zudem ein faszinierender Blick auf die Hauptstadt.

Jüdisches Museum BerlinSamstag, 29.10.2016

Am Samstag besuchten wir zunächst das Jüdische Museum. Wir nahmen an sehr interessanten Führungen teil, bevor wir die Gelegenheit hatten, das Museum eigenständig erkunden zu dürfen. Die Architektur des Museums sowie seine umfangreiche Ausstellung beeindruckten uns sehr.

Am Nachmittag fuhren wir zur Museumsinsel und hatten dort wir die Gelegenheit, eines der weltberühmten Museum zu besichtigen.

Stelenfeld des Denkmals für die ermordeten Juden EruopasSonntag, 30.10.2016

An diesem Tag stand die jüdisch-deutsche Geschichte im Zentrum. Am Vormittag besuchten wir zunächst das neben dem Brandenburger Tor errichtete „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“. Beim Durchgang durch die wie kalte Grabsteine wirkenden Stelen empfanden wir deutlich die durch die Architektur unmittelbar ausgelösten Gefühle wie Verunsicherung und Orientierungslosigkeit.

Am Nachmittag fuhren wir zur KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg, wo wir sachkundig über das Gelände begleitet wurden, um dann im Anschluss unsere gemeinsame Gedenkfeier durchzuführen. Diese Momente werden für immer in unserem Gedächtnis bleiben aufgrund der stark emotionalen Atmosphäre, die bei allen intensive Gefühle auslöste. Nach der Gedenkfeier fielen wir uns in die Arme und trösteten einander. Unsere Freundschaften, die bis zu diesem Zeitpunkt schon sehr eng waren, wurden durch dieses Erlebnis noch viel enger.

KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen  KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen Gemeinsame Gedenkfeier Gemeinsame Gedenkfeier

Montag, 31.10.2016

Haus der WannseekonferenzAm letzten Tag des Austausches besuchten wir die Gedenkstätte „Haus der Wannseekonferenz“ und wurden durch die Ausstellung von sehr fachkundigen Referentinnen begleitet. Im Anschluss hatten wir die Gelegenheit, ein gemeinsames und den Austausch abschließendes Gespräch durchzuführen. Es wurde deutlich, welche großen Unterschiede beim Umgang mit dem Thema der Shoa und der Erinnerungsarbeit in Israel und in Deutschland bestehen. Wir hatten bislang nicht miteinander über dieses Thema gesprochen, da wir uns unsicher waren, wie der andere damit umgehen und reagieren werde. Vor allem wir, die deutschen Schülerinnen und Schüler, hatten Sorge, dass wir unsere Gäste mit unseren Fragen verletzen könnten. Haus der WannseekonferenzWährend des Gesprächs aber, das von den beiden Referentinnen der Gedenkstätte moderiert wurde, stellten wir fest, dass die Israelis ihr ganzes Leben mit diesem Thema konfrontiert werden und oftmals recht unkonventionשell, für uns gleichsam ,locker’ damit umgehen, während wir – als Deutsche – uns bewusst sind, dass wir als Nachgeborene zwar keine Schuld, aber doch eine große Verantwortung im Blick auf den Umgang mit der Geschichte haben. Dies wird bei uns in verschiedenen schulischen Unterrichtsfächern immer wieder thematisiert.

Abschied am FlughafenLeider mussten wir am Nachmittag bereits die israelischen Gäste zum Flughafen bringen und sie verabschieden.

Durch diesen Austausch haben wir gelernt, nicht nur die andere, fremde Kultur kennenzulernen, sogar unsere eigene Kultur aus einem anderen Blickwinkel heraus zu betrachten.

Wir haben erfahren, wie schön das Erlebnis war, das Gefühl einer starken Verbundenheit zu spüren.

Diese Begegnung war daher keineswegs nur ein „normaler Austausch“, in dessen Rahmen man neue Menschen kennenlernt. Nein, es war die Chance, nicht nur eine neue, sondern auch seine eigene Kultur intensiv kennenzulernen, Fragen zu seiner eigenen Identität zu stellen und diese zu reflektieren und tiefe Freundschaften zu schließen, die sicherlich noch lange bestehen bleiben werden.

Wir freuen uns nun auf unseren Besuch in Israel, der im April 2017 stattfinden wird.

!שלום ולהתראות בנהריה

Schalom und auf Wiedersehen in Nahariya!

Gemeinsames Gruppenbild