IMG 7281 Redakteurin als Beruf?

Wir, die Klasse 8d, haben Zeitungsredakteurin Friderieke Schulz zu uns in den Unterricht eingeladen. Frau Schulz koordiniert das Schulprojekt Klasse! der Neuen Westfälischen.

Zuerst berichtete Friderieke Schulz uns von ihrem Arbeitsalltag als mittlerweile freie Redakteurin.
Mit „freier Redakteurin“ ist gemeint, dass sie ihre Arbeit für verschiedene Zeitungsverlage anbieten kann und nicht an eine Zeitung gebunden ist. Seitdem hat sich ihr Alltag stark geändert. Was für uns Schülerinnen und Schüler ein Albtraum, ist für sie schon lange ein Alltagsritual: jeden Morgen um fünf Uhr aufstehen und die Nachrichten lesen.

Dann sucht sie für mögliche Artikelthemen und überprüft den Mantelteil der Zeitung der vergangenen Ausgabe. Denn der Mantelteil ist der Bereich, für den sie arbeitet. Dies sind die Seiten, die die anderen Ressorts umfassen oder „festhalten“, insbesondere auch die Titelseite.
Danach geht es für sie in eine Konferenz. Dort besprechen Redakteurinnen und Redakteure positive und verbesserungswürdige Aspekte der letzten Ausgabe. Im Anschluss werden neue Themen für die nächste Ausgabe gesichtet und gesammelt. Danach beginnt das eigentliche Schreiben der Nachrichten, Reportagen, Berichte etc. Die erste Vorlage gibt es um 18.00 Uhr. Jeder fertige Artikel wird nach dem Lesen der Autorin/des Autors von drei weiteren Mitgliedern auf Rechtschreibfehler überprüft. Die ersten Ausgaben werden im Druckhaus für diejenigen Städte gedruckt, die am weitesten von der Redaktion entfernt sind. Dies ist in unserem Fall beispielsweise Höxter.
Bis Mitternacht können allerdings noch ganz aktuelle Nachrichten eintreffen. Das kann bedeuten, dass sich die Druckausgabe anderer Städte von der Höxteraner Ausgabe leicht unterscheiden kann, weil die letzten Artikel noch bis 23 Uhr aufgenommen werden. Diese Änderungen können sehr stressig sein, da andere Artikel dafür „aufgebrochen“ werden, die vielleicht erst in der Ausgabe danach oder gar nicht mehr erscheinen werden.
Danach werden die Druckplatten ausgetauscht, die jeweils als Vorlage dienen. Das ist viel Arbeit, doch die Druckplatten sind kein wegwerfbarer Müll. Sie werden eingeschmolzen und wieder in Druckplatten umgewandelt.

Anschließend ging Frideriecke Schulz auf all unsere Fragen ein und gab uns ausführliche Antworten mit detailliertem Hintergrundwissen. In einer unserer Fragen ging es um die größten Herausforderungen als Redakteurin. Sie antwortete, dass es sehr schwierig sei, Nachrichten und Berichte neutral zu schreiben und die eigene Meinung nicht einfließen zu lassen. Hierfür seien Leserbriefe und Kommentare eher geeignet. Die Frage, ob sie glaube, dass es irgendwann nur noch die ePaper-Ausgaben geben werde, beantwortete sie für uns überraschend. Frau Schulz ist der Meinung, Printausgaben könnten in der Zukunft sogar ein zunehmendes Ansehen genießen. In manchen Ländern ist es nämlich so, dass analoge Zeitungen ein Symbol für Zeit und damit für Status sind. Wer eine Zeitung unter dem Arm oder in der Tasche hat, stellt einen Menschen dar, der es sich leisten kann, Zeitung zu lesen und sich damit seine Zeit selbst einteilen kann. Mit Frau Schulz als Expertin für Zeitung und Medien von der Neuen Westfälischen haben wir einmal eine ganz andere Deutschstunde erlebt. Ihre lebhaften Erzählungen über den Beruf der Redakteurin waren sowohl lebendig und inspirierend als auch informativ. Auch weil wir uns in der Jgst. 8 einen Überblick über die unterschiedlichen Berufsfelder verschaffen wollen, ist dieser Einblick in die Welt der Zeitungen sehr hilfreich gewesen. Wer weiß, vielleicht landet die eine oder der andere noch dort.