Budapest: Die Synagoge in der Dohány-StraßeOlga Sabelfeld (Hebräisch-Abitur 2011) berichtet aus Budapest.

Im Rahmen einer privaten Reise nach Budapest bekam ich die Möglichkeit, einen kleinen, aber wahrscheinlich den bedeutendsten Teil des jüdischen Viertels dieser vielseitigen Stadt zu besichtigen – die Synagoge in der Dohány-Straße, das dazugehörige Jüdische Museum und den Raoul-Wallenberg-Park, der an die während der Judenverfolgung im 20 Jh. ermordeten Juden erinnert.

Mit diesem Teil des Viertels ist die starke Erinnerung an die Shoah verbunden, da sich hier das Budapester Ghetto befand, das zum Zentrum der Verbannung und des Ausschlusses der jüdischen Bürger vom öffentlichen Leben wurde.

Budapest: Die Synagoge in der Dohány-StraßeDie Mitte des 19. Jahrhunderts im maurisch-byzantischen Stil gebaute Synagoge, deren Wahrzeichen die zwei 43 m hohen, mit Goldkuppeln abgeschlossenen Türme sind, ist die größte Synagoge in Europa. Die damalige liberale jüdische Gemeinde suchte nach einem Versammlungsort, der ihren Repräsentationsbedürfnissen entsprach und die Größe widerspiegelte. In der Architektur wird eine Brücke zwischen den Wurzeln des Judentums, an die der orientalische Bau erinnert, und der neologischen Lehre, die von dem Großteil der Budapester Juden vertreten wurde, geschlagen. Einige Anzeichen für das Moderne an dieser Synagoge sind die starke Anlehnung an Kirchen, die Orgel und die Kanzel vor dem Thoraschrein. Die Architektur und der Aufbau sorgten für viel Aufregung und Kritik seitens der konservativen Juden, da damit das Assimilierungsbestreben zum Ausdruck gebracht wurde.

Zu der Synagoge gehört das Jüdische Museum, das an der Stelle des Geburtshauses von Theodor Herzl (1860 – 1904) gebaut wurde, der als Begründer des politischen Zionismus gilt und diese europäische Strömung stark beeinflusst hat. Die Ausstellung beinhaltet zum einen religiöse Kultgegenstände, die in einer Synagoge zu finden sind oder die Zeremonien bei verschiedenen Festen begleiten, zum anderen im Holocaust-Raum einige Fotografien und Gegenstände, die die Verfolgung der ungarischen Juden durch Nationalsozialisten nachzeichnen.

Budapest: Baum des LebensBudapestHinter der Synagoge befindet sich der Raoul-Wellenberg-Gedenkpark, in dem der Bildhauer Imre Varga 1990 den „Baum des Lebens“ kreierte, der die zahlreichen Opfer der Verfolgung durch die Nationalsozialisten symbolisiert. Der Park ist dem schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg gewidmet, der 1944/45 für das Überleben der jüdischen Budapester kämpfte.

Budapest: GedenkenBudapest: GedenkenDaneben befindet sich ein kleiner Friedhof, auf dem in Massengräbern die Opfer der NS-Besatzung bestattet sind. Es sind einige Namenstafeln an den Gräbern zu sehen, da man versuchte, so viele Tote wie möglich zu identifizieren und jedes einzelnen zu gedenken.

 

 

Literatur

Kaldori, Julia: Jüdisches Budapest. Jewish Budapest. Einleitung von György Dalos. Wien: Mandelbaum 2004.
A Dohány utcai Zsinagóga. The Dohány Street Synagogue/Die Synagoge in der Dohány Straße. Budapest 2002.