Japan-Austausch 2016Japan, das Land der aufgehenden Sonne, besteht aus vielen einzelnen Inseln im Pazifischen Ozean. Namentlich sind diese selbst den Japanern oft nicht bekannt, jedoch kennt jeder die vier Hauptinseln Shikoku, Hokkaido, Kyuushuu und Honshuu. Ich hatte das große Glück, gleich zwei dieser Inseln zu erkunden und neue Entdeckungen zu machen.

Mein Name ist Nina Homburg und belege den Japanisch-Kurs der Q2 bei Frau Horstmann. In den Sommerferien (10. - 26.07.2016) wurde zur Freude aller wieder ein Austausch mit der Myozai High School und der Tokushima Kita High School veranstaltet. Insgesamt 16 Tage verbrachten wir in Japan, davon 11 Tage in Gastfamilien, wo wir in das Leben eines Japaners eintauchen und seinen Alltag komplett miterleben konnten.

Alle 17 deutschen Schülerinnen und Schüler waren jeweils in zwei verschiedenen Gastfamilien. Meine erste Familie lebte in einem sehr traditionellen japanischen Haus. Es gab einen Eingangsbereich, der zu den Wohnräumen führte, die hauptsächlich mit Tatami-Matten ausgelegt worden waren. Diese Tatsache allein reichte schon, um mich mit der japanischen Kultur etwas mehr vertraut zu machen.

Wir kamen am Montag, 11. Juli, in Japan an, und am Dienstag ging es direkt los mit dem Austauschprogramm. Ich musste um 5.00 Uhr aufstehen und um 6.05 Uhr mussten wir, also meine Gastschwester Ayano und ich, zur Bahnstation losgehen. Dann mussten wir noch umsteigen und am Umsteigebahnhof eine halbe Stunde warten. So waren wir zwar pünktlich in der Schule, jedoch war es so früh, dass fast noch niemand in der Schule war. Eine Besonderheit an japanischen Schulen ist, dass man im Eingangsbereich seine Straßenschuhe auszieht und sich dafür Schulschuhe anzieht. Wir bekamen von jeder Schule, in der wir zu Gast waren, Hausschuhe gestellt.

Am selben Tag wurden wir offiziell von der Schule und deren Schülerinnen und Schülern begrüßt. In der Sporthalle versammelten sich die japanischen Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer, während wir auf dem Podium Platz fanden. Es wurden Begrüßungsreden gehalten und es war sogar ein lokaler Fernsehsender vor Ort. Von deutschen Schulen kannte man so etwas nicht: Riesige Massen an Schülerinnen und Schülern, die in Reihen geordnet auf dem Boden saßen und zum Podium hinaufblickten.

Weitere tolle Erlebnisse lieferten uns das Programm, das von unseren deutschen und den japanischen Lehrern zusammengestellt worden sind. An der Myozai High School durften wir in den ersten Tagen unseres Aufenthaltes die Schule und die einzelnen Club-Aktivitäten, die in Japan gang und gäbe sind, erkunden und entdecken. Besonders spannend waren hierbei das Ausprobieren des Kotos (jap. Harfe), also eines japanischen Streich- und Zupfinstrumentes, und der Besuch der Kyudo-AG, also japanisches Bogenschießen. Es war atemberaubend, dass die japanischen Schützen so konzentriert waren, dass das Zischen eines gelösten Pfeiles durch die Luft lauter war als sie selbst.

Am nächsten Tag besuchten wir noch die Stadthalle nahe der Schule, wo wir vom Bürgermeister begrüßt wurden. Nachdem wir zur Schule zurückgekehrt waren, sollten wir auf die japanischen Gastschülerinnen und -schüler warten, die uns abholten, sobald ihre Club-Aktivitäten zu Ende waren. Meine Austauschschülerin Ayano war sogar in zwei Clubs, dem Orchester und Chor. Ich sah Ayano nur selten, jedoch bin ich froh, sie überhaupt kennengelernt zu haben. Sie ist jemand, die nicht so leicht aufgibt. Jeden Tag kam sie erst um 20 Uhr nach Hause und musste auch jeden Tag schon früh los. Ich selbst habe nur einmal diesen Tagesablauf mitgemacht und war danach völlig am Ende. Hinzufügen muss ich, dass ich es eigentlich gewöhnt bin, früh aufzustehen und dann spät wieder nach Hause zu kommen, denn ich wohne nicht in Bielefeld, sondern zwei Städte weiter. Deshalb kann ich nur respektvoll sagen, dass Ayano und viele ihrer Mitschülerinnen und -schüler ein sher hartes Schulleben haben. Dass sie dabei immer noch so viel Ehrgeiz und Ambitionen zeigen, ist einfach bemerkenswert.

Am Freitagabend gab es einen Abschlussabend in der Myozai Schule, an dem alle Gastfamilien und natürlich die deutschen Schülerinnen und Schüler teilnehmen sollten. Von unserer Seite her gab es Präsentationen über Deutschland, Bielefeld und Lemgo sowie Tänze und selbst komponierte Lieder. Von japanischer Seite gab es Lieder und Abschlussreden, die uns schmerzhaft an unsere baldige Verabschiedung erinnerten. Doch wir ließen die negativen Emotionen nicht überhandnehmen, sondern bekämpften sie mit Freude und Feierlaune. Es gab ein herrliches und leckeres japanisches Buffet mit durstlöschenden Getränken und einzigartigem Tee. Als Abschiedsgeschenk bekamen wir eine nette japanische Tradition zu sehen. Die Lehrer und Schüler hatten vor dem Eingang der Schule eine Bambusrutsche aufgebaut. Die Aufgabe der Personen, die um die Rutsche herumstanden, bestand darin, die Nudeln, die mit fließendem Wasser auf die Rutsche gelegt wurden, mit den Stäbchen aufzufangen und dann nach Belieben in ihre Becher zu tunken und zu essen. Es war lustig und eine echte Herausforderung, die Nudeln zu „fischen“. Für mich endete der Abend kurz darauf, da meine Familie mit mir wieder nach Hause fuhr.

In der zweiten Woche besuchten wir mit den Tokushima Kita High School-Schülerinnen und Schülern einen sagenhaften japanischen Garten und wurden dort in Gruppen eingeteilt, die danach in unterschiedliche Räume geführt wurden. In einem Raum durften wir auf traditionelle japanische Art und Weise grünen Tee trinken und genießen. Dabei mussten wir auch genau auf unsere Sitzposition achten, denn der sogenannte Seiza (kniendes Sitzen) war Pflicht bei Teezeremonien, obwohl bei vielen danach die Beine eingeschlafen waren. In einem anderen Raum wurden wir in wunderschöne Kimonos oder in eine edle Kampfmontur eingekleidet. Für mich war der Besuch zum Steingarten mit seinem vielfältigen Angebot einer der Höhepunkte der gesamten Reise. Dazu zählten natürlich auch die Besuche der zwei Universitäten, die uns noch einmal klarmachten, wie unterschiedlich das Bildungssystem in Deutschland und Japan ist.

Japan-Austausch 2016Ein Stück japanische Kultur lernte man auch durch das Essen und die Getränke kennen. Viele meiner deutschen Mitschülerinnen und -schüler erzählten mir, dass sie zum Frühstück bei den Gastfamilien Toast oder Cornflakes, also eher westliche Speisen, gegessen haben. Zu meinem Glück hatte ich wirklich komplett japanische Mahlzeiten und lernte auch mehr mit Stäbchen zu essen, auch wenn mir mehr als einmal mein Essen zurück auf den Teller fiel. Aus eigenem Wissen heraus wusste ich, dass es zu fast jeder Mahlzeit Reis gab, doch dass es früh am Morgen schon Würstchen und warmes Fleisch gab, war mir nicht bekannt. Doch ich probierte alles und vieles, selbst als ich eines Tages Shrimps probierte, schmeckten sie mir sehr gut. Bevor wir nach Japan flogen, wusste ich schon, was ich am japanischen Essen sehr mag: den Reis. Ich habe schon oft zu Hause versucht, japanischen Reis zu machen, doch es gelang mir nie. Desto glücklicher war ich, dass es bei der ersten Familie immer Reis gab und dass es bei meiner zweiten Familie täglich Onigiri (Reisbällchen) gab. Von allem, was ich in Japan gegessen habe, waren Onigiri das Leckerste. Meine zweite Gastmutter brachte mir sogar bei, wie man sie in die richtige Form bringt. Ich probierte vieles und schmeckte Neues, doch nichts kann Onigiri toppen.

Als wir, nachdem wir uns von der zweiten Gastfamilie verabschiedet hatten, nach Kyoto und danach nach Tokyo fuhren, erlebten wir die Kultur Japans nochmals von neuem. In diesen Städten durften wir endlich selbst erkunden, was es zu erkunden gab. Wir besuchten Tempel, Schrein, Einkaufsviertel, Bosai-Center (Erdbeben-Simulation) usw. Um es in zwei Wörtern zu beschreiben: wunderschöne Orte. Besonders der „goldene Tempel“ stach aus unseren Besichtigungen hervor und raubte uns den Atem, als wir den wirklich komplett goldenen Tempel an einem Seeufer entdeckten.

Eines meiner persönlichen Highlights noch in Tokyo war Harajuku, das Modeviertel, wo man jeden erdenklichen Modegeschmack wiederfand und sich dort auch so einkleiden lassen konnte. Egal ob japanische Stile wie die Lolita-Mode oder westliche Stile wie Punk, hier ließ sich alles finden. Diesen Moment, als ich vor dem Eingang von Harajuku stand, kann ich immer noch vor meinem inneren Auge sehen: Hunderte von Menschen und bunte Farben überall. Eine echte Augenweide und als ich mich schließlich mit meiner Gruppe in die Einkaufsläden begab, staunte ich nicht schlecht. Zusammenfassend muss ich sagen, Harajuku ist ein wahres Modeparadies. Und auch wenn ich am Ende mit einem deutlich leereren Geldbeutel in die Jugendherberge zurückkehrte, war ich wunschlos glücklich. Auch wenn die Tage in der Gastfamilie unvergesslich waren, war die Zeit in Tokyo und Kyoto ebenfalls einzigartig. Ein großer Faktor spielte dabei die Tatsache, dass wir dort selbstständiger sein durften und mehr Freizeit hatten, besonders was das Souvenirs-Kaufen und das Sightseeing angeht.

Einer der Hauptgründe für mich mitzukommen war, Japanisch zu sprechen und zu lernen. Bei der Gastfamilie versuchte ich in jeder erdenklichen Situation, meine Sprachkenntnisse zu erweitern und meine Aussprache den Japanern anzupassen. Dies gelang mir und persönlich finde ich, meine japanische Aussprache hat sich verbessert. Ich hatte stets meine Wörterbücher zu Hand und selbst wenn ich jemanden nicht verstanden habe, versuchte ich es weiter. Ich lernte auch ein paar neue Vokabeln und Formulierungen. Außerdem war ich mit meiner ersten Familie in einem japanischen Kinofilm und ich freute mich, dass ich sogar manches verstehen konnte. Ich liebe die japanische Sprache und fand es toll, ihr in Japan so nahe gewesen zu sein.

Japan ist einzigartig. Das Schulsystem fasziniert und die Kultur ist einfach sagenhaft. Es ist atemberaubend und wunderschön zugleich. Was mich jedoch am meisten erstaunte, war der große Kontrast von Bildungswesen und Beruf und der Kultur. Ich selbst habe mitgekriegt, wie stressig das Leben, besonders der Schulalltag in Japan, sein kann. Auf der anderen Seite sieht man wunderschöne Tempel, beruhigende Steingärten und die bunte Manga- und Anime-Szene, bei der man sich selbst entfalten kann. Während in der Schule alle Schülerinnen und Schüler eine Schuluniform tragen, kann man sich in seiner Freizeit ausleben und tun und lassen, was man will. Ich persönlich mag das Schulsystem und die Kultur.

Hiermit möchte ich mich noch einmal bei Frau Bratvogel, Frau Horstmann und Herrn Tsuchiya bedanken! Vielen herzlichen Dank, dass Sie mit uns diese Reise gemacht haben und dass Sie alles dafür organisiert haben. Ich hoffe, dass der Austausch mit Japan weiterhin bestehen bleibt, sodass viele Schülerinnen und Schüler nach unserem Jahrgang noch so eine unvergessliche Zeit in Japan erleben können. Ich empfehle wirklich jedem, daran teilzunehmen!

Fazit der Japanreise ist: Ich würde liebend gern wieder nach Japan reisen und noch mehr tolle Erfahrungen sammeln. Das Programm der Japanreise war gut ausgearbeitet und das Leben in den Familien wird unvergesslich in meinem Herzen bleiben.

Ich liebe Japan, mit allem Drum und Dran!