In der Architekturdarstellung ist man perspektivische Bilder gewohnt. Wenn die Stimmung eines Ortes eingefangen werden soll, reicht der reine Seheindruck aber oft nicht aus. Außerdem lassen sich räumliche Zusammenhänge auch anders darstellen: über den Grundriss. Um die Atmosphäre eines Ortes wiederzugeben, kann man den Grundriss malerisch charakterisieren oder verfremden. Als Objekt der Auseinandersetzung bieten sich Stadtplätze an, denn sie sind jederzeit frei zugänglich.

Plätze werden vielfältig sinnlich erfahren. Ihre Existenz beruht nicht nur auf ihren räumlich fixierten Bestandteilen, sondern wesentlich auf dem, was dazwischen geschieht.

Welcher Platz bietet sich in Bielefeld mehr für eine vielfältige Auseinandersetzung an als der Kesselbrink? Und dass nicht nur, weil er in fußläufiger Entfernung zum Ceciliengymnasium liegt.

Das Unterrichtsvorhaben im Kunstkurs in Q2 bestand aus einer vorbereitenden Phase, in der zunächst der Platz aufgesucht wurde. Einerseits, um eine Bestandsaufnahme der objektiv gegebenen städteräumlichen Situation durchzuführen, andererseits aber insbesondere auch, um die Atmosphäre des Platzes mit den Sinnen wahrzunehmen, die Stimmung in unterschiedlichen Situationen (Markt) und bei verschiedenen Witterungen auf sich wirken zu lassen. Die vorbereitende Phase wurde komplettiert durch die Bildanalyse entsprechender Arbeiten aus der Kunstgeschichte, z. B. des Werkes von Paul Klee „Der L-Platz im Bau“.

Die fertigen großformatigen Arbeiten in Mischtechnik auf Hartfaserplatte sind Ausdruck vielfältiger und unterschiedlicher Herangehensweisen und Schwerpunktsetzungen. So ist z. B. für einige Schülerinnen und Schüler die besondere geometrische Ordnung des Platzes vorherrschend, während andere malerische Utopien und Wunschvorstellungen entwickeln.