Der Musik-LK an der Hochschule für Musik Detmold

Der Musik-LK an der Hochschule für Musik DetmoldDas Ceciliengymnasium in Bielefeld hat einen Musik-LK und Detmold eine Hochschule für Musik. Die Entfernung zwischen den beiden Städten beträgt in etwa 40 km. Was also ist naheliegender – im räumlichen wie im übertragenen Sinn – als dass besagter Kurs eine Exkursion zu dieser renommierten Hochschule macht?

Am letzten Freitag vor den Sommerferien, am 26.06.2009, trafen wir um kurz vor neun, nach dem Fußmarsch vom Bahnhof aus durch die morgendliche Schwüle, in der Hochschule ein. Der Tag sollte sich so gestalten, dass wir einen möglichst vielseitigen Einblick ins Hochschulleben gewinnen konnten. 

Der offizielle Beginn der ersten Veranstaltung – eine Dirigierklasse für Studenten mit Hauptfach Dirigieren unter der Leitung von Prof. Bloemeke – war zwar neun Uhr, aber ein Großteil der Studenten sowie der Professor selbst schienen gleitenden Arbeitszeiten weit mehr abgewinnen zu können oder (was wahrscheinlicher ist) hatten die Anfangszeit vergessen oder verschlafen. Die drei anwesenden Studenten demonstrierten deshalb zunächst alleine, wie ihre Arbeit aussieht. Da das Üben mit einem ganzen Orchester nicht möglich ist, sitzen zwei Leute am Klavier und spielen den Klavierauszug eines Werkes, während ein dritter die beiden und den aus den restlichen Studenten bestehenden Chor dirigiert. Im Laufe der folgenden halben Stunde trudelten weitere Studenten ein und um kurz nach halb zehn erschien auch der Professor, sich für sein Zuspätkommen entschuldigend.

Interessant zu sehen war die Arbeitsmethode: Prof. Bloemeke betonte, wie wichtig es für einen Dirigenten sei, so gut wie sämtliche Musik zu kennen und zu durchdringen und das Dirigat authentisch zu gestalten. Auf die Eigenheiten der Instrumente zu achten, die Verbindung zu den Musikern aufrecht zu erhalten und mit ihnen gemeinsam die Musik zu gestalten sei das, worauf es ankomme. „Sich hinstellen und kontinuierlich einen Viervierteltakt schlagen kann jeder“, bemerkte er, „die Kunst ist die Gestaltung.“ Kein kleiner Anspruch.

Weiter ging es mit einer Art Studienberatung. Prorektor Prof. André Stärk nahm sich Zeit für ein Gespräch über das Studium an der HfM Detmold. Er erklärte die neue klare Linie, die seit der Umstellung auf das Bachelor-/Mastersystem in die Studiengänge gekommen sei. „Wir waren gezwungen, uns erstmals genaue Gedanken darüber zu machen, was das Studium jeweils bieten und vor allem, wo es hinführen soll. Der Kontakt zu anderen Fächern, die nicht zwingend im Studienplan vorkommen, ist wichtig und gut, aber wir konzentrieren uns verstärkt auf eine zielführende, berufsorientierte Ausrichtung des Studiums.“ Herr Stärk lieferte ein realistisches Bild eines Musikstudiums und verschwieg nicht die Schwierigkeiten und hohen Anforderungen sowie die Probleme, die gerade beim Berufseinstieg auftreten können. Aber er machte auch Mut, indem er das Studium der Musik als erfüllendes und lehrreiches beschrieb, besonders auch in persönlicher Hinsicht: „Ich glaube nicht, dass ein anderes Studium Sie persönlich so weit bringt wie das Musikstudium.“ Insbesondere wies er darauf hin, dass das Lehramtsstudium Musik ein rentables sei, da Musiklehrer momentan und auch in Zukunft stark gefragt sein würden.

Das Mittagessen fand in der „Mensa“ statt. Jeder, der schon einmal eine Universität von innen gesehen hat, z. B. die Bielefelder, hat eine Vorstellung von einer Mensa: scheinbar endlose Schlangen hungriger Studenten, manchmal schwer durchschaubare Systeme der Anordnung der verschiedenen Essensausgaben. Menüschalter, Grillstationen, Salatbars, Desserttheken, Getränkekühlschränke und dann wieder Schlangen an den Kassen. Nicht so in Detmold. Im Gewölbekeller unter dem Haupthaus, links vom Eingang befindet sich die Mensa, die gleichzeitig Cafeteria ist. Insgesamt vielleicht so groß wie ein kleineres Klassenzimmer, drei Gerichte zur Auswahl, Getränke und zwei Dessertvarianten. Klein, aber gemütlich ist auch der Speiseraum, den man bequem mit fünfzehn Schritten der Länge nach durchqueren kann. Bei insgesamt aber nur 700 Studenten muss er auch nicht größer sein.

Der Musik-LK an der Hochschule für Musik DetmoldDer Musik-LK an der Hochschule für Musik DetmoldNach dem Essen führte uns Frau Tegtmeier-Breit über den ganzen Campus der Hochschule, inklusive Einblick in andere Gebäudeteile. Hinter dem Hauptgebäude liegt ein wunderschöner kleiner Landschaftspark, der als notwendige Erholungsquelle für die gestressten Studenten dient. Gepflegter Rasen, Hügel, altehrwürdige Bäume und künstlich angelegte Wasserstellen sorgen für eine beruhigende Atmosphäre. Links liegt ein kleineres Gebäude aus Holz, in dem der AStA sein Quartier hat, hinten rechts befindet sich das Schlagzeughaus: sehr klein und von oben bis unten vollgestopft mit unterschliedlichstem Schlagwerk aus der ganzen Welt. Prompt bekamen wir eine kleine Darbietung auf dem Marimbaphon geboten und erfuhren, dass jeden Montag im Schlagzeughaus ein öffentliches kostenfreies kleines Vorspiel stattfindet. Die Studenten präsentieren dort, was sie den Tag über erarbeitet haben, und erklären einiges zu den Stücken.

Vorbei an den Übungs- und Unterrichtsräumen für Bläser und Pädagogik ging es zum Tonmeisterhaus. Die hier Studierenden werden Tonmeister in analoger und digitaler Technik. Das Tonmeisterhaus in Detmold ist das renommierteste von nur drei existierenden in Europa und forscht momentan an einer neuen Beschallungstechnik für Opern- und Konzerthäuser. Neben physikalisch-akustischen Kenntnissen sind vor allem die musikalischen Fähigkeiten der Studenten wichtig, denn Technik und Mathematik könne man lernen, Musikalität müsse man besitzen.

Nach einem Blick ins hochschuleigene Konzerthaus begaben wir uns zu unserer letzten Etappe unserer Exkursion. Auf halbem Weg zum Bahnhof, am Schubertplatz liegt ein weiteres der Hochschule zugehöriges rotes Backsteingebäude. Hier wohnten wir der Probe eines A-capella-Jazz-Ensembles bei, das mit den letzten Vorbereitungen für einen Auftritt beschäftigt war. Für klassisch gebildete Ohren erstaunlich viele ungewohnte Reibungen und Akkorde, für Jazzer der typische Klang. Zum Schluss wurden wir bei einem kleinen Improvisationsteil noch selbst gefordert und duften unser Können ein bisschen unter Beweis stellen.

Nach diesem ereignis- und aufschlussreichen Tag gönnten sich einige noch ein Eis, bevor wir mit dem Zug ins heimatliche Bielefeld zurückkehrten.

Musikstudium heute?

Meine Einheit, der musikalische Leistungskurs des Ceciliengymnasiums, Abiturjahrgang 2010, traf sich am 26.06.2009 um 7.40 Uhr am städtischen Hauptbahnhof, bereit für einen Einblick in eine mögliche Zukunftsperspektive. Ziel des Tages war die Musikhochschule in Detmold.

Pünktlich um 7.50 Uhr rauschte auf Gleis 1 unser Fortbewegungsmittel an. In Detmold angekommen, verzichteten wir auf den Bus, um unserer geliebten Bildungseinrichtung überflüssige Kosten zu ersparen, und legten den restlichen Weg zur Musikhochschule zu Fuß zurück. Schwer bepackt und für jede mögliche Situation gerüstet, erreichten wir am Ende unseres schweißtreibenden Fußmarsches, wie ihn nur wahre Pilger der Musik auf sich nehmen, unser Tagesziel. Nachdem wir den Empfang passierten hatten, harrten wir in einer Wartezone, unterstützt von einem Kaffeeautomaten, aus und warteten auf Anweisungen. Unsere beiden Ranghöchsten, Frau Gentejohann und Frau Raska, machten die Bekanntschaft eines wichtig wirkenden Einheimischen und brachten Informationen über den weiteren Verlauf unserer Exkursion in Erfahrung.

Unsere erste Etappe war die Visite eines Kurses, in welchem die Kunst des Dirigierens gelehrt wird. Eine, wie wir feststellten, äußerst schwer zu erlernende, fast königliche Kunst der Musik. Ein Student hatte jeweils, unter Anleitung des Professors, die Möglichkeit in der Mitte des Raums auf einem Dirigentenpodest Platz zu nehmen und das Spiel und den Gesang der restlichen Studenten, welche ein Orchester durch zwei Flügel und Gesang simulierten, zu dirigieren. Anschließend stand der Professor noch zum Interview zur Verfügung und informierte uns über das Dirigentenhandwerk sowie über die Musikhochschule.

Die zweite Etappe war ein Besuch bei Herrn Prof. André Stärk (Prorektor), welcher uns im ausführlichen Gespräch die Umstellung auf das Bachelor- und Mastersystem sowie die Möglichkeiten erläuterte, welche man heute mit einem Musikstudium auf dem aktuellen Arbeitsmarkt hätte. Somit wäre auch die „Was macht man mit einem Musikstudium überhaupt?“-Frage für uns ein wenig bedient.

Der nächste Punkt auf der Liste war ein ausgiebiges und besonders wohlschmeckendes Mahl in der Cafeteria im Untergeschoss der Hochschule, gefolgt von einer Rundführung durch die verschiedenen Gebäude der Musikschule. Unsere Führung, welche sich hauptsächlich mit geschichtlichen Sachzusammenhängen der Musikhochschule beschäftigte, gab uns Aufschluss über historische, finanzielle und personelle Fakten.

Der Musik-LK an der Hochschule für Musik DetmoldDie Wege der hochschuleigenen Parkanlage führten uns zu verschiedenen Häusern, wie beispielsweise zu einem Haus für die Studentenvertretung oder zum Haus der Schlagwerker, in welches uns sogar ein Einblick gewährt wurde. Es handelte sich hierbei um ein Haus voller Schlaginstrumente verschiedenster Art und Herkunft, von denen einige so außergewöhnlich oder exotisch waren, dass selbst einige Studenten uns ihre Namen nicht nennen konnten. Das könnte aber auch daran gelegen haben, dass eine beachtliche Zahl der Studenten aus dem Ausland, meist aus dem asiatischen Raum, nach Deutschland kommt, um hier zu studieren und einige noch sehr gebrochen Deutsch sprechen. Ebensolche haben jedoch die Möglichkeit, an der Musikhochschule an entsprechenden Deutschkursen teilzunehmen, da der Unterricht komplett auf Deutsch stattfindet.

Der Musik-LK an der Hochschule für Musik DetmoldUnsere kleine Führung durch das nächste Gebäude, die Tonstudios der Hochschule im Tonmeisterhaus, geschah trotzdem auf Englisch, da der Student, der uns führte, aus Finnland kam und uns von sich aus sein, laut Eigenaussage, gebrochenes Deutsch vorenthalten wollte. Neben einigen Lagerräumen für technische Utensilien gewährte man uns Einblick in die zwei Regieräume, welche für einige von uns womöglich nicht zu unterscheiden gewesen wären von einer Kommandozentrale eines Raumschiffes. Eine Armee von Knöpfen und Lautsprechern lauerte dort auf uns und ihre Herren erklärten uns derweil, was sie denn dort so machten. Die Hochschule macht Musikaufnahmen jeder Art, jedoch ausschließlich zu Schulungszwecken. Nichts davon darf kommerziell verwendet werden und unterliegt strengen Auflagen der Veröffentlichung, um nicht noch Gelder in Gefahr zu bringen, welche die Hochschule natürlich benötigt (und um Wettbewerbsverzerrung zu vermeiden).

Der Musik-LK an der Hochschule für Musik DetmoldDer Musik-LK an der Hochschule für Musik DetmoldIm gleichen Gebäude, etwas oberhalb, befindet sich auch der wohl modernste und vielleicht auch teuerste Konzertsaal des ganzen Universums mit einer unglaublichen Ausstattung und voll von bautechnischen und akustischen Finessen. An der Wand hängt eine Orgel, an der Decke bestimmt eine Milliarde Mikrophone. Die Hochschule arbeitet an einer bahnbrechenden Neuentwicklung auf dem Gebiet der Beschallungstechnologie, der Wellenfeldsynthese.

Nachdem diejenigen unter uns, welche ansatzweise das Ausmaß dessen verstanden hatten, was sie sahen, wieder aus dem Staunen herauskamen, machten wir uns auf zu unserem letzten Punkt, bevor wir wieder in die Heimat abreisen würden. Es handelte sich hierbei um 80% Visite und 20% Teilnahme an einer Probe des Hochschul-Jazz-Chores. Dieser Chor sang A-cappella-Jazz und Swing- Musik, mindestens 4-stimmig. Beeindruckende Klänge und dynamische Spielereien wurden uns offenbart. Mir persönlich kam der Gedanke: „Ach, so etwas kann man auch in echt machen?!“ Tatsächlich klang es meiner Ansicht nach, als könnte es direkt von einer Schallplatte der Zwanziger stammen.

Aufbruch. In Bielefeld trennten sich unser aller Wege. Zumindest für ca. 15 Stunden.