Der Sozialwissenschafts-Zusatzkurs der Q2 von Herrn Beckmann behandelt derzeit das Thema „Immigration und Flüchtlingspolitik“. Im Rahmen dieses Unterrichtsthemas besuchte der Kurs die Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Flüchtlinge im ehemaligen Hotel Oldentruper Hof. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Ostwestfalen-Lippe hat dort 134 Gästezimmer ausgeräumt und ab dem 15. August 2015 werden diese für die Unterbringung von rund 500 asylsuchenden Gästen genutzt.

Der Sozialwissenschaftskurs hatte sich vor seinem Besuch in der Unterbringungseinheit mit der Fragestellung auseinandergesetzt, welche Standards für Flüchtlingsunterkünfte gefordert werden müssten. Dabei wurden als wichtigste Aspekte unter anderem genügend Wohnfläche pro Person, ausreichend viele Sanitäranlagen und Sicherheitsbeamte, eine ausgewogene Verpflegung sowie genügend Bekleidung genannt.

Informationen zu diesen und anderen Aspekten sowie eine Führung erhielten wir durch die junge „Managerin“ der Einrichtung, ASB-Mitarbeiterin Esther Klaer. Zimmer der Flüchtlinge wurden uns aus Gründen der Privatsphäre nicht gezeigt. Wir erfuhren aber, dass die Flüchtlinge neben den täglichen Mahlzeiten und der medizinischen Versorgung auch Zugang zu verschiedenen Freizeitaktivitäten, vor allem im sportlichen Bereich, haben. Das wird beispielsweise durch die Kooperation mit Sport- und Tanzvereinen ermöglicht. Zudem erhält die ZUE regelmäßig Fußball-Tickets von Arminia Bielefeld und den Flüchtlingen wird sogar ein Taschengeld gezahlt, welches sie nach Belieben ausgeben dürfen.

Als wir in der ZUE ankamen, fand gerade die wöchentliche Taschengeldausgabe statt, sodass wir gleich merkten, dass die Arbeit in der Unterkunft viele Aufgaben beinhaltet. Ein Angebot für Kinder ist mit zwei Spielzimmern und einem Spielplatz ebenfalls vorhanden. Zur Unterkunft gehören unter anderem ein Speisesaal, ein Fitnessraum und eine Kleiderkammer. Die Kleiderkammer, welche durch Spenden relativ gut ausgestattet ist, war für uns besonders interessant. Jeder Flüchtling, der in die Unterkunft kommt, erhält zunächst als Grundausstattung zwei Teile von jedem Kleidungsstück.

Momentan herrscht jedoch leider ein Mangel an Winterjacken in den Größen S und M.

Da wir uns schon vor unserem Besuch gefragt hatten, was wir der Flüchtlingsunterkunft Nützliches spenden könnten, freuen wir uns über diesen Hinweis und hoffen, dass wir ein paar Winterjacken zusammenbekommen. Auch die Spenden von Schülerinnen und Schülern, die nicht zu unserem Kurs gehören, sind erwünscht! Wegen der Spenden kann man sich jederzeit an Herrn Beckmann oder direkt an die ZUE Oldentruper Hof wenden. Informationen sind unter dem Link https://www.facebook.com/asb.zueoth/ zu finden. Direkten Kontakt mit der Unterkunft gibt es unter der Telefonnummer 0173/384 98 15 oder über die E-Mail-Adresse .

Zum Abschluss wurden wir in das Café eingeladen. Dieses dient als zentraler Aufenthaltsort für die Flüchtlinge, aber auch für außenstehende Gäste, die sich gerne mit ihnen in Kontakt setzen oder Hilfe leisten möchten. Der für einige Schülerinnen und Schüler erstmalige direkte Kontakt und Einblick in den Alltag der Flüchtlingssituation durch die Flüchtlinge selbst, aber auch durch die oftmals ehrenamtlichen Helfer war eine Bereicherung. Er erlaubte, mehr Verständnis entstehen zu lassen, und gab auch den Anreiz, Solidarität zu zeigen und aktiv zu helfen.

Persönliche Nachbemerkung

Schranken, Pförtnerhaus und Sicherheitsleute. Das ist die erste Station, die ein Besucher der ZUE Oldentruper Hof, aber auch ein Gast, wie die ASB-Leute es nennen, passieren muss. Erster Gedanke: Gefängnis? Ist das der richtige Weg, um den neuen Nachbarn das Gefühl von Zuhause zu vermitteln? Bekanntlich soll der erste Eindruck zählen. Im Innenhof, direkt vor der Eingangstür, eine Riesenschlange. Hauptsächlich Männer, die unsere Gruppe neugierig anschauen. Man hat zunächst ein mulmiges Gefühl, weil nicht bekannt ist, wie die Flüchtling uns wahrnehmen. „Einfach lächeln“, dachte ich. […] Der ausschlaggebende Punkt, der mich den Gedanken an ein Gefängnis vergessen ließ, war das Verhältnis zwischen den freiwilligen Helfern und den Gästen. Ich hatte das Vergnügen mitzuerleben, wie ein kleines Flüchtlingsmädchen eine Mitarbeiterin besuchte und auf einen Lolli hoffte. Natürlich bekam sie den auch und bedankte sich mit einer kräftigen und liebevollen Umarmung. Dieses Bild hätte ich nicht missen wollen. Damit hat sich mein erster Eindruck total verändert. Ich bin jetzt überzeugt, dass sich die Gäste in der ZUE wohlfühlen können.

Geschrieben von Linda Kursim und Laura-Jane Wall (Bericht) und Alica Stuke (Nachbemerkung). Auswahl und Zusammenstellung: D. Beckmann