EULEÜber das EULE-Projekt am Ceciliengymnasium und dessen Adventsfeier berichtete die Neue Wesfälische am 18.12.2008.

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Schüler unterrichten Senioren

Eine Begegnung zwischen Jung und Alt, von der beide Generationen profitieren

VON JESSICA HACK

Die EULE macht’s möglich: In der Weihnachtsfeier der Schüler und Kursusteilnehmer im Ceciliengymnasium kommt es wieder zu einer Begegnung zwischen Jung und Alt Mitte. Im Zeichen der Eule stand die diesjährige Weihnachtsfeier des Ceciliengymnasium. EULE steht für Erleben, Unterrichten, Lernen und Experimentieren und ist ein gemeinnütziges Weiterbildungsprojekt, in dem Schüler des Gymnasium Senioren unterrichten.

„Das ist wirklich toll, jetzt kann ich mich über meine Reisen im Internet selbst informieren. Und meine Enkel waren ganz überrascht plötzlich eine E-Mail von Oma zu bekommen“, berichtet eine rüstige Seniorin mit stolzem Lächeln.

Mit ihr sind noch etwa 30 Menschen im Alter zwischen 60 und 75 Jahren an diesem Nachmittag einmal nicht zum Lernen gekommen. Sie lassen sich von den Theater- und Musikaufführungen der Kinder aus den unteren Klassen unterhalten. Bei dem nachfolgenden Kaffee- und Kakaotrinken pflegen sie dann wieder die engen Kontakte, die seit Beginn des Projektes Ende September zu ihren insgesamt 45 „Schüler-Lehrern“ aus der Oberstufe entstanden sind.

Ganz einfach: Wie Weihnachtsgrüße am Computer erstellt werden, lässt sich Günter Halm (l.) von Schüler Ben-Lukas Freudenau erklärenDie Inhalte der halbjährig wechselnden Kurse reichen von Elektronischer Datenverarbeitung, Sprachen, Literatur bis hin zu Fitness, Gedächtnistraining und Handybedienung. Die unterrichtenden Oberstufenschüler stimmen die groben Inhalte vorher mit ihren Lehrern ab, von ihnen erhalten sie auch alle notwendigen Unterrichtsmaterialien, sodass die Senioren keine Bücher oder ähnliches besorgen müssen.

Die Begeisterung bei Schülern und Senioren ist ungebrochen. „Es ist schon unglaublich, welche Geduld und hohe Motivation die Jugendlichen in diese ehrenamtliche Tätigkeit einbringen“, sagt die Rektorin Dorothea Bratvogel.

Gereon Krämer (17) aus der 12 Jahrgangsstufe vermittelt in seinem Computerkursus zum Beispiel die Grundlagen der Internet- und E-Mail-Nutzung. Ihm macht es viel Spaß, sein Wissen an die Senioren weiterzugeben. Er sieht es als ein gegenseitiges Geben und Nehmen. „Ich habe gelernt, wie man sich selbst und ein Thema präsentiert. Das hilft mir bei Bewerbungsgesprächen später bestimmt“, sagt Krämer.

Viele Senioren lernen zum ersten Mal ein Musikinstrument oder eine neue Sprache und sind richtig traurig, wenn ihr Schüler-Lehrer einmal verhindert ist und der Unterricht ausfällt. „Die Freitagnachmittage im Ceciliengymnasium sind bei mir fest eingeplant. Die Kurse hier machen mir riesig Spaß. In der lockeren Atmosphäre traut man sich die jungen Leute mehr zu fragen, sie stellen sich auf unser Lerntempo und besonderen Interessen sehr gut ein“, erzählt eine andere Seniorin.

Als regelmäßiges kleines Dankeschön backen die Frauen Kuchen und Plätzchen für die gemeinsame Kaffeepause, in der sich Jung und Alt auch über Privates wie die Zukunftspläne der Gymnasiasten unterhalten.

Einige Schüler wissen durch ihr Engagement im EULE-Projekt, dass sie in ihrem zukünftigen Beruf gerne viel mit Menschen arbeiten möchten.

„Selbstständiges Arbeiten, soziale Kompetenz und das Wissen über die eigenen Stärken sind für Arbeitgeber sehr wichtig. Da macht das EULE-Zertifikat, das die Schüler für ihre ehrenamtliche Tätigkeit bekommen, schon einen super Eindruck“, bestätigt Bratvogel. Ihre Anerkennung gilt aber nicht nur den Schülern, sondern auch den ehrenamtlich unterstützenden Lehrern Martina Bieneck und Gido Fingberg sowie Anke Wienhues von der Caritas als Initiatorin des EULE-Projektes.

So profitieren Jung und Alt von einem Generationen-Begegnungs-Projekt, das noch weiter ausgebaut werden soll.
FOTOS: WOLFGANG RUDOLF, GIDO FINGBERG

Neue Westfälische, 18.12.2008, Nr. 296