Die Geschichte von einer Schauspielerin, die zunehmend ihrer Freiheit beraubt und unter Druck gesetzt wird

Am Anfang schwebt ein überdimensionales rotes Auge vor der Bühne. Durch dieses sieht man einen Dachboden, vor dessen Tür eine verzweifelt um sich schlagende Frau (Katharine Mehrling) steht. Der nach Perfektion strebende Regisseur Alfred Hitchcock (John Wesley Zielmann) gibt ihr durch Zurufe Anweisungen, während die Frau von Vögeln attackiert wird und letztlich zusammenbricht. Aus dem Auge fährt nun eine Vogelkralle, die nach dem nächsten Opfer zu suchen scheint, begleitet von angsterfüllten Schreien.

Plötzlich verschwindet die gesamte Szene und die Frau erwacht in einem weißen Klinikraum. Dort wird sie von einem Pfleger (Carlos Horacio Rivas) begrüßt, der ihr sagt, sie müsse sich nur ausruhen und könne danach zurück zum Set. Davon total entgeistert, entgegnet diese, sie wolle für immer in dieser Klinik bleiben. Der Pfleger kann sie nicht verstehen, schließlich ist sie doch der neue Stern am Brodway, Misses Tippi Hedren!

Also beginnt Tippi ihren Leidensweg, der so wunderbar begonnen hat, zu erzählen.

Sie stellt ihm die Menschen vor, die sie am Set kennenlernte. Dabei laufen ebendiese durch ihr Krankenzimmer und reden mit dem Publikum, als wäre es Hitchcock selbst. Dieser tritt übrigens nie selbst auf, sondern wird nur durch eine Stimme dargestellt.

Tippi führt dem Krankenpfleger und dem Publikum lebendig vor Augen, was ihr während der letzten Wochen alles passiert ist.

Wie sie zuerst überraschend engagiert wurde und ihr Glück kaum fassen konnte.
Wie sie nach und nach die Personen besser kennenlernte, sich in den Drehbuchautor Evan Hunter (Alexander Franzen) verliebte und ihrem Boss und seinen Eigenarten begegnete.
Wie letzterer sich immer mehr in ihr Privatleben einmischte und ihr Leben erschwerte.

Sie fühlte sich verfolgt und bedroht. Diese Gefühle bestätigen sich in einer Erpressung von Hitchcock. Wenn sie ihm nicht voll und ganz zur Verfügung stünde, würde er ihre Karriere ruinieren.

Der Horror hinter dem Horrorfilm „The birds“ gipfelt in der Dachbodenszene, in der Tippi in einem Käfig mit lebendigen Vögeln beworfen wird. Fünf Tage lang bewerfen Vogeltrainer Ray Berwick (Steffen Häuser) und seine Mitarbeiter Tippi mit den Tieren, damit Hitchcock ausreichend Kameraeinstellungen bekommt.

Das Musical basiert auf einem wahren Hintergrund. Tatsächlich wurde Misses Hedren mit Vögeln beworfen. Sie sagte, sie hätten die Vögel mit elastischen Bändern um sie gebunden. Einer der Vögel sei auf ihre Schulter gebunden gewesen und habe mit seiner Klaue nur knapp ihr Auge verfehlt.

Das Theater Bielefeld zeigt eindrucksvoll, mit viel Liebe zu Details, wie die Karriere von Tippi Hedren begann und sich zu einem Albtraum verwandelte.

Das Bühnenbild ist sehr aufwändig gestaltet. Das dunkel gehaltene Filmset gerät immer wieder in einen Kontrast zu dem weißen, sterilen Krankenzimmer. Fast jede Szene wurde neu gestaltet, es gibt vieles zu entdecken, jedoch ohne dass die Bühne überladen wirkt. Jeder Schauplatz des Films wird nachempfunden, es geht im Schnelldurchlauf vorbei an San Franciscos Sehenswürdigkeiten, als Tippi doch einmal mit Evan ein Wochenende freinimmt, und auch Pyrotechnik kommt zum Einsatz. Doch unter all diesen Aspekten vergisst Ausstatter Duncan Hayler das Leitmotiv, die Vögel, nicht. Auch im Bühnenbild spiegelt sich die wachsende Bedrohung durch die Vögel wider.

Die Kostüme sind zeitgemäß und eher unauffällig. Die Hauptdarstellerin sticht mit einem grünen Kleid hervor.

Ein weiterer Glanzpunkt ist die musikalische Darbietung. Die großartige Musik von William Ward Murta geht ins Ohr und wird von den Darstellern meisterhaft gesungen. Der einzige Nachteil: Es gibt keine CD.

„The Birds of Alfred Hitchcock“ ist eine Produktion auf höchstem Niveau. Trotz des Ernstes der Handlung gibt es humorvolle Stellen, die aber den Tiefgang des gesamten Stücks nicht beeinträchtigen. Auch der Gänsehautfaktor kommt nicht zu kurz.

Dieses Musical ist äußerst sehenswert und rundum gelungen.

Nur zu empfehlen!!