Eine erstaunlich verwirrende Darstellung einer einsamen alten Dame

Zu Beginn des Stückes sieht man eine alte Frau, Elisabeth Reimers (Therese Berger), telefonieren, kurz darauf erscheint der Polizist Reinhard Peters (Guido Wachter).

Dieser ist ein Nachbar von Frau Reimers und wurde von seinen Kollegen aufgerufen, außerhalb seiner Dienstzeiten bei dieser nach dem Rechten zu sehen.

Was für Herrn Peters eine ärgerliche Pflicht ist, sieht Frau Reimers als einen guten nachbarschaftlichen Umgang. So ruft sie schon seit 12 Tagen jeden Abend den Notruf an, um sich über nicht existierenden Lärm in ihrer Wohnung zu beklagen, und Herr Peters muss daraufhin ‚zu Besuch’ kommen.

Jetzt verlangt er eine Erklärung. Was ist los, dass er jeden Abend vorbeikommen muss? Ist dies ein Hilferuf? Ist sie senil oder suizidgefährdet? Doch schnell stellt sich heraus, das die vereinsamte Frau Reimers ein Spiel spielt, das er nicht überblickt. Ständig wechselt sie sprunghaft das Thema, verdreht seine Aussagen und lässt durchblicken, dass sie sein Leben etwas zu gut kennt.

Das Gespräch entwickelt sich zu einem unnachgiebigen gegenseitigen Verhör, in dem Peters fast wahnsinnig wird und sie ihre eigenen Grenzen sprengt. Zum Schluss sitzen sie beide auf dem Sofa, er hat seine Waffe gezückt, sie starrt verträumt ins Leere, in ihrer Verwirrtheit gefangen.

Das Stück spielt in der spärlich möblierten Wohnung von Frau Reimers. Der Medizinschrank, das Telefon und das Sofa nehmen die zentralen Positionen ein und werden nur von wenig Dekorationen ergänzt. Auch die Kostüme rücken in den Hintergrund. Er trägt seine Dienstkleidung und sie einen Wollpullover mit einem Rock. Beides, Bühne und Kostüme (Annette Breuer), soll in keinem Maße von den schauspielerischen Talenten ablenken.

Therese Berger stellt auf höchstem schauspielerischen Niveau das schwindelerregende Spiel ihrer Figur dar. Auch die Darbietung von Guido Wachter überzeugt mit seinem Können vom Taumel der Selbstwahrnehmung des Herrn Peters. Beide Personen werden so wirklichkeitsnah präsentiert, dass der Zuschauer ganz gefangen wird. Sofort kauft man beiden Darstellern ihre Rolle ab. „Falscher Hase“ ist ein höchst unterhaltsames verbales Gefecht, in dem nicht nur die Figuren des Stücks, sondern auch die Zuschauer auf humorvolle Art überrascht und desorientiert werden.

Ein wunderbares Stück, mit viel Humor und ein wenig ernstem Anklang. Auch für „Theaterunerfahrene“ sehr empfehlenswert.