An einem Dienstagabend in den Ferien (während des ganzen Abiturstresses) darf natürlich eine Auszeit nicht fehlen. Was wäre da besser, als sich während eines Theaterstücks im Stadttheater zu erholen! Friedrich Schillers Kabale und Liebe klingt zunächst nicht nach Erholung, doch ist die Tragödie von Schiller modern inszeniert und mit Musik unterlegt, was das Ganze spannend macht. Nicht zu vergessen ist die grandiose schauspielerische Leistung der Schauspieler, die alle Charaktere so wunderbar verkörpern, dass ich mich in die dargestellte Welt habe mitreißen lassen.

In dem Stück werden die Unterschiede zwischen Adel und Bürgertum behandelt und dass eine Liebe zwischen den beiden Ständen unmöglich ist. Die Tochter des Musikus Miller, Luise, liebt Ferdinand von Walter, Major und Sohn des Präsidenten von Walter, eines einflussreichen Adligen am Hof eines deutschen Fürsten. Sowohl der Vater Ferdinands als auch der alte Miller lehnen eine Verbindung ihrer Kinder ab. Ferdinand, der in Luise verliebt ist, stürzt diese in einen tödlich endenden Konflikt, ausgelöst durch Kabale (Intrigen) und Verwirrungen.

Herr von Walter wünscht, dass sein Sohn die Mätresse des Herzogs, Lady Milford, heiratet, um seinen Einfluss bei Hofe zu vergrößern. Sein Vorhaben wird durch den Hofmarschall von Kalb und besonders durch den Sekretär des Herrn von Walter, Wurm (zugleich Ferdinands Nebenbuhler), unterstützt. Um ihr Ziel zu erreichen, den Einfluss am Hofe zu vergrößern, und zu verhindern, dass Ferdinand seine Drohung wahrmacht, nämlich den Hof über die korrupten Machenschaften seines Vaters aufzuklären und zu verraten, „wie man Präsident wird“, initiieren der Präsident und Wurm eine heimtückische Intrige: Luises Eltern werden grundlos verhaftet. Luise könne ihre Eltern nur vor dem sicheren Tod durch einen an den Hofmarschall gerichteten Liebesbrief retten, so erklärt Wurm ihr. Dieser Brief wird Ferdinand zugespielt, schürt dessen Misstrauen und lässt tatsächlich Eifersuchtsgefühle und Rachegelüste in ihm wach werden. In diesem Eifer der Gefühle stellt er Luise zur Rede, doch diese hat einen Eid auf Gott geschworen, dass sie den Brief eigenständig und aus ihrer Absicht verfasst habe. So glaubt Ferdinand dieser Intrige und möchte sich und Luise vergiften. Am Ende wird Luise vergiftet, doch Ferdinand ruft immer wieder, warum er nichts fühle, bis die Lichter erlöschen und das Stück zu Ende ist.

Als meine Freunde und ich das Theater betraten, waren wir gespannt, was uns erwarten würde und als wir den Theatersaal betraten, waren wir überrascht.

Eine Art Laufsteg, der mit großen Scheinwerfern angeleuchtet wurde, stellte das Bühnenbild dar. Zuerst waren wir verwirrt, warum ein Laufsteg auf der Bühne als Kulisse diente, aber als dann der Hofmarschall von Kalb in der sechsten Szene des ersten Aktes auftrat, war klar, wozu der Laufsteg diente: Der Hofmarschall trat wie ein Model auf den Herrn von Walter zu.

Das Stück wurde mit Musik unterlegt, was auf mich als Zuschauer eine gute Wirkung hatte, da die Musik die dargestellte Stimmung gut widerspiegelte.

Die ganze Aufführung über waren wir gebannt von der Story und der modernen Inszenierung. Ich konnte mich gut in die Charaktere hineinversetzen. Als das Stück ein tragisches Ende nahm, ließen sich sogar zwei, drei Tränen nicht vermeiden. Ein rotes Tuch fiel am Ende von der Decke, als Luises Sterbeprozess einsetzte und als der letzte Atemzug aus ihr wich und sie sich nicht mehr regte: In dem Moment fiel das Tuch komplett auf die Bühne hinunter.

Beim Verlassen des Theaters habe ich noch zwei der Schauspieler getroffen, die mir erzählten, dass die Schauspielerei ein hartes Stück Arbeit sei, man jedoch viel erlebe und viel herumkomme. Alle der Schauspieler stammen aus verschiedenen Städten, aber als Team funktionieren sie ganz hervorragend. Ich fragte noch, wie das ist, Stücke von Schiller zu spielen, und beide antworteten, dass dies jedes Mal ein „Fest“ sei. Das war ein gelungener Abend, um sich vom Abistress zu erholen.