Gruppenbild Teilnehmer Festakt KoggeDas 75-jährige Jubiläum des Schullandheims wurde am 23. August 2025 – noch innerhalb der Sommerferien – mit einem großen Festakt in der Spiekerooger „Kogge“ begangen: zunächst feierlich und würdevoll, später ausgelassen und gesellig im Innenhof des Heims bei Rostbratwurst und kühlen Getränken, begleitet von anspruchsvoller Livemusik. Mit dabei waren – eigens mit Bussen vom Ceciliengymnasium angereist – Schülerinnen und Schüler, zahlreiche Lehrkräfte, Eltern, viele Ehemalige, Mitglieder des Schullandheimvereins sowie Verantwortungsträger und Wegbegleiter von der Insel. Schon die rund 150 anwesenden Gäste im großen Saal ließen erahnen, welche Strahlkraft das Walter-Requardt-Heim (WRH) bis heute besitzt.

75 Jahre – ein Dreivierteljahrhundert, „ein stolzes Alter“ für einen Menschen! Und auch das Walter-Requardt-Heim hätte viel zu erzählen. Am 2. Juni 1949 durch den Schulleiter der Bielefelder Melanchthonschule, Herrn Walter Requardt, in einer konstituierenden Sitzung ins Leben gerufen, begann im Folgejahr der Bau einer ersten Holzbaracke auf einem 4.500 m² großen Pachtgrundstück. Was in den Nachkriegsjahren mit der „Geburt“ des Schullandheimvereins begann und über Jahrzehnte zu einem gut ausgestatteten, ansehnlichen Ensemble auf inzwischen knapp 7.000 m² eigenem Grund und Boden heranwuchs, ist nur die äußere Seite eines langen „Lebens“. Neben den kontinuierlichen Erweiterungen, An- und Umbauten und Renovierungen waren auch die Wechsel der „Hausherren“ wichtige Ereignisse im „Leben“ des Heims, die den Erhalt und ununterbrochenen Betrieb sicherstellten. Nach Schließung der Melanchthonschule ging die Trägerschaft des WRH zunächst an die Hauptschule Brake in Bielefeld über. Mit deren Schließung übernahm schließlich 1990 unsere Schule, das Ceciliengymnasium, gemeinsam mit dem Schullandheimverein Ceciliengymnasium Bielefeld e. V. die Verantwortung.

Wovon könnte uns das WRH berichten? Von Menschen, die diesen Ort als Oase, Rückzugsort, Kraftquelle oder zweite Heimat erlebt haben. Von unzähligen Klassen-, Chor- und Orchesterfahrten, Familienferienkursen, Projekttagen und Lernwochenenden. Ebenso von erstem Liebeskummer, gelungenen Schülerstreichen, mutigem Wattwurmverzehr, Regenschauern bei Ostplatenwanderungen, stürmischen Kutterfahrten, Sonnenbrand bei Strandolympiaden, unvergesslichen Lagerfeuerabenden mit Seemannsliedern und einzigartigen Gemeinschaftserfahrungen. In seiner frei gehaltenen Rede fasste Patrick Kösters, der Spiekerooger Bürgermeister, diese Bedeutung im Bild eines Menschenlebens zusammen.

75 Jahre Axel Kleinecke Andreas Nitschke Dagmar Voelling KleineckeDSC 5880DSC 5888DSC 5892DSC 5900IMG 8708IMG 8715IMG 8758IMG 8768IMG 9019IMG 9021IMG 9022

Unsere Schulleiterin, Frau Dr. Julia Litz, erinnerte daran, dass die besondere Wirkung des Schullandheims vor allem mit den prägenden Persönlichkeiten verbunden ist, die diesen Ort zum Blühen brachten. So dankte sie ausdrücklich dem ehemaligen Schulleiter Dietrich Heine (1990–2003) und ihrer Vorgängerin Dorothea Bratvogel (2003–2016), die beide auch dem Schullandheimverein vorstanden. Gerade die dadurch entstandene enge Verbindung zum Ceciliengymnasium sei für das Gymnasium von unschätzbarem Wert. So gebe es keine Schülerin und keinen Schüler, die ihre Lehrkräfte und Klassenkameradinnen und -kameraden nicht in der gemeinsamen Zeit auf der Insel in ganz neuer und authentischer Wiese kennen und schätzen gelernt hätten, fernab von Leistungsdruck und institutionellen Zwängen. Im WRH dürfe man sein, wie man ist, im Einklang mit sich selbst, der Gemeinschaft und der Natur, so die Schulleiterin.

Jochen Bellstedt, Aufsichtsratsvorsitzender der Nordseebad Spiekeroog GmbH und ehemaliger Inselspediteur, würdigte in seiner mit Anekdoten gespickten Rede besonders die Arbeit der Hausleitungen und die überaus angenehme Zusammenarbeit in den letzten Jahrzehnten. Neben den aktuellen „guten Seelen“ des Hauses, Dagmar Völling-Kleinecke und Axel Kleinecke, waren mit Maria Paul und Reinhard Eickhoff auch Vertreter der Vorgängerfamilien anwesend. In weiteren Grußworten meldeten sich Heiko Frost (Verband Deutscher Schullandheime) und Bernd Eimterbäumer (Gästegruppe CVJM Werther) per Videobotschaft und machten aus unterschiedlichen Perspektiven deutlich, welch verbindende Kraft das WRH seit Generationen entfaltet.

Die Redebeiträge wurden musikalisch gerahmt – teils beschwingt, teils groovig bis jazzig – von der Big Fat Ceci Band, der Songs-AG und dem Vokalensemble des Ceciliengymnasiums. Großes Lob und Anerkennung fanden Musik und Gesang, wobei insbesondere die Spiekerooger Gäste von den fast schon professionellen Darbietungen überrascht und beeindruckt waren. Ein emotionaler Höhepunkt entstand mit einem umgedichteten Beitrag zur inoffiziellen Insel-Hymne „Ich hab noch Sand in den Schuh‘n von Spiekeroog“ von Jonny Glut. Der ganze Saal stimmte stehend ein und würdigte damit den Vorsitzenden des Schullandheimvereins, Andreas Nitschke, der mit aktiver Unterstützung seiner Frau Monika seit 25 Jahren im Beirat und Vorstand tätig ist:

„Du bist unbezahlbar hier in Bielefeld. / Wir sagen vielen Dank, du bist unser Held. / Was du tust, ist nämlich voll der Ehre wert, / du verdienst, dass man dich jetzt ordentlich ehrt …“.

Am Abend gab es für die zahlreichen Gäste aus Bielefeld, von der Insel und dem ostfriesischen Festland reichlich Gelegenheit zum „interkulturellen Austausch“ zwischen Ostwestfalen und Ostfriesland. Auch hier war bei vielen Insulanerinnen und Insulanern die Überraschung groß. Die meisten kannten das WRH nur von der Straßenseite und waren erstaunt über die Größe und die traumhafte Lage des Areals am Fuße und im Schutz der Dünenkette mit unmittelbarem Strandzugang.

Mit dem rundum gelungenen, bis ins Detail geplanten und liebevoll vorbereiteten Jubiläumsfest zeigte das Organisationsteam beispielhaft, wovon das Schullandheim immer schon gelebt hat: vom Herzblut und leidenschaftlichen Einsatz seiner vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.

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https://www.wrh-spiekeroog.de