JuniorAkademie NRW 2012 in Ostbevern

„Biomimetics, bionics, bio-inspiration“ – all diese Begriffe beschreiben den Gegenstand des Workshops, an dem ich vom Donnerstag, 02.08.2012, bis zum Sonntag, 12.08.2012, im Gymnasium Johanneum auf Schloss Loburg in Ostbevern teilnehmen durfte. Uns beschäftigte die Frage, was wir von der Natur lernen und möglichst effizient bei der Lösung technischer Probleme anwenden können. Die ganze Veranstaltung fand im Rahmen der „JuniorAkademien NRW“ statt und war die erste naturwissenschaftliche Akademie dieser Art in englischer Sprache. Neben „Biomimetics“ gab es am Standort Ostbevern noch die Kurse „Symmetry in nature“ und „Nanotechnology“.

Meine Gefühle bei der Ankunft in Ostbevern waren gemischt, denn trotz Vorfreude dachte ich bei dem Begriff „JuniorAkademien NRW“ gleich an einen Workshop, in dem vielleicht Übermenschliches gefordert und Disziplin an erster Stelle stehen würde. Aber zum Glück lösten sich meine Vorurteile nach der Eröffnung sofort in Luft auf, und ich war erstaunt, wie schnell man hier ein lockeres und freundliches Gespräch mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern und Betreuerinnen und Betreuern aufnehmen konnte. Nach einigen Stunden fühlten wir uns schon fast wie alte Bekannte, und wir konnten offen sagen, was wir dachten. Außerdem wurden die Kurse, in denen fast fortlaufend Englisch gesprochen wurde, nicht annähernd so streng „unterrichtet“ wie man es vielleicht aus ein paar Internatsszenen aus „Dead Poets Society“ kennt. Es herrschte stets ein lockeres Klima, in dem man gut „arbeiten“ konnte, da unsere beiden britischen Kursleiter, Nick und Romilly, beide von der Forest School in London, immer gut gelaunt auftraten, oft Witze machten und uns häufig lobten. Die entspannte Atmosphäre wurde ebenfalls durch die malerische Landschaft und das prachtvolle Schloss darin hervorgerufen.

In meinem Workshop gab es 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, eine ideale Gruppengröße. Alle hatten als Einstieg zu Hause einen englischen Vortrag zu ei-nem Unteraspekt vorbereitet. Ich arbeitete zum Thema „Lightweight Structures – From Bones and Wood to Constructions“.

JuniorAkademie NRW 2012 in Ostbevern

In Teamarbeit führten wir dann insgesamt vier Projekte durch, die wir bei der Abschlussfeier am Ende der Akademie in einer Präsentation auf Englisch zusammengefasst vorstellten. Eine unserer Aufgaben bestand darin, ein rohes Ei in einer Flugkonstruktion über eine bestimmte Strecke hinweg zu transportieren, ohne es kaputt gehen zu lassen. Hierzu wendeten wir das „Top-Down-Design“ an, indem wir in der Natur Lösungen für unser technisches Problem suchten und auf unsere Konstruktion übertrugen. Unsere Gruppe ließ sich hierbei von dem Flughörnchen inspirieren, da es eines der wenigen Säugetiere ist, das in die Luft aufgestiegen ist. Nach diesem natürlichen Vorbild konstruierten wir aus einigen Haushaltsmaterialien, welche nur begrenzt zur Auswahl standen, ein Flugmodell, bei dem das Ei in einem Cockpit unter einem großen Flugsegel hängend angebracht war . Am Ende legte unser Entwurf die weiteste Entfernung zurück, obwohl die Tragfläche im Verhältnis zur Masse (Ei) ein wenig zu klein ausfiel.

JuniorAkademie NRW 2012 in Ostbevern

In einem weiteren Projekt bekamen wir die Aufgabe, etwas Beeindruckendes in der Natur zu finden, es nachzubauen und eine Anwendung dafür in der heutigen Technik zu finden. Unser Team entschied sich für den Grashalm, da er leicht, stabil und elastisch ist und Stürmen oder Erdbeben problemlos standhalten kann. Da diese Pflanze hohl ist und aus mehreren Schichten besteht, bauten wir eine kopierte Version, bei der wir viele Strohhalme übereinander schichteten. Umgesetzt werden könnten diese Erkenntnisse in sehr hohen Bauten, die elastisch, stabil und leicht sein müssen. Unsere angewandte Methode bei diesem Projekt bezeichnet man als „Bottom-Up-Design“, das direkte Gegenteil des „Top-Down-Design“.

Ostbevern bedeutete allerdings nicht nur interessantes Experimentieren. Neben dem offiziellen Kursprogramm konnten wir noch an den verschiedensten KüAs (kursübergreifenden Angeboten) teilnehmen, die zum Teil von uns selbst aufgestellt und geleitet werden konnten oder von extra dafür engagierten Sport- und Musikprofis gestaltet wurden. Morgens (ab 6:45 Uhr!) stand der freiwillige Frühsport auf dem Plan, bei dem wir zwischen Laufen und Schwimmen wählen konnten. Nach dem ersten Kursdurchgang von 9:00 Uhr bis 12:30 Uhr und einer anschließenden Mittagspause konnten wir dann von 14:30 Uhr bis 15:30 Uhr zwischen Chor oder Sport wählen, woran sich der zweite Kursdurchgang von 16:00 Uhr bis 18:00 Uhr anschloss. Nach dem Abendessen wurden zwei Schienen mit KüAs angeboten:

JuniorAkademie NRW 2012 in Ostbevern

Wir konnten uns zwischen Orchester und Sport und anschließend erneut Sport und etwas Individuellem entscheiden. In sportlichen KüAs wurde oft Fuß-, Hand-, Volley-, Schlagball oder Badminton gespielt sowie an Barren oder Trampolinen geturnt. Standardtanz, Acrylmalerei, Fotografie, Werwolf oder das Mixen von Cocktails standen in individuellen KüAs auf dem Programm.

Zum Abschluss der Akademie gab es noch ein großes Lagerfeuer, über dem wir Stockbrot backen konnten.

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JuniorAkademie NRW 2012 in Ostbevern

Insgesamt ist mir meine Zeit in Ostbevern recht kurz vorgekommen, da der Tagesablauf ziemlich abwechslungsreich und interessant gestrickt war. Ich kam sehr gut mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus und habe hier – nicht zuletzt bei einem Ausflug nach Münster – einige neue Freundinnen und Freunde gefunden, mit denen ich per Telefon, Mail, Skype in Verbindung stehe. „Last but not least“ kann ich voller Überzeugung sagen: Die JuniorAkademie in Ostbevern war eine echte Bereicherung für mich.

Weitere Infos, Fotos und Filme über den Biomimetics Workshop sind zu finden unter http://biomimetics-ostbevern.blogspot.de/