Erziehungswissenschaft
„Die Erziehung ist die mächtigste Waffe, die man benutzen kann, um die Welt zu ändern.“
Dieses Wort des Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela betont die Erziehung als bedeutendes Mittel in seinem Freiheitskampf gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit. Das Wissen um die hohe gesellschaftliche Relevanz des Faches Pädagogik betont das Ceciliengymnasium, indem es in der Oberstufe Erziehungswissenshaft als dreistündigen Grundkurs sowie als fünfstündigen Leistungskurs anbietet.
In zweierlei Hinsicht wollen die Fachlehrer*innen dieser verantwortungsvollen Aufgabe nachkommen:
Zum einen erarbeiten wir gemeinsam mit unseren Schüler*innen in einem theoretisch anspruchsvollen, sprachsensiblen wie lebenspraktischen, aktuelle Probleme aufgreifenden Unterricht zentrale Gegenstände der Erziehungswissenschaft. Hier setzen wir uns zum Beispiel mit Erziehungs- und Bildungsprozessen (EF), dem großen Bereich des Lernens und der Erziehung (EF), den Zusammenhängen zwischen der Entwicklung des Menschen, seiner Sozialisation und dem Einfluss von Erziehung (Q1), mit Werten und Normen und Zielen unserer und anderer Gesellschaften (Q1) sowie der pädagogischen Professionalisierung in verschiedenen Institutionen (Q2) kritisch auseinander.
Die Schüler*innen lernen u. a. folgende Theorien, Konzepte und Modelle kennen: Skinner (Lernmodell), Juul (Erziehungsgrundsätze), Piaget (kognitive Entwicklung), Freud (psychosexuelle Entwicklung), Erikson (psychosoziale Entwicklung), Montessori und Steiner (reformpädagogische Ansätze), Mead, Hurrelmann und Krappmann (Identitätsvorstellungen), Baacke (Medienpädagogik/-kompetenz), Kohlberg (Moralerziehung), Nieke (interkulturelle Bildung), Fend (Schultheorie) und die ideologisch geprägte Erziehung in der Zeit des Nationalsozialismus. In Orientierung an diesem Wissen begreifen sie unsere Welt, werden zum Nachdenken angeregt, bilden pädagogisch begründete Urteile, beziehen Stellung und können ggf. die Welt im Sinne Mandelas (s. o.) verändern.
Zum anderen, und das ist das wirklich Spannende am Fach Erziehungswissenschaft, ergeben sich häufig direkte Bezüge zur Lebenswelt und Biographie der Schüler*innen, sodass die individuelle Persönlichkeitsentwicklung, wie sie z. B. durch Erziehung entstanden ist, fachlich fundiert nachvollzogen wird. Beispielweise spielen die folgenden (oder ähnliche) Fragen im Unterricht eine Rolle:
- Welche Aufgaben muss man als Kind, Jugendlicher und Erwachsener bewältigen, um sich gut entwickeln zu können?
- Wie kann man seine eigene Identität ausbilden und sich gleichzeitig in die Gesellschaft integrieren?
- Welche Risiken stehen einer gelingenden Entwicklung entgegen?
- Welche pädagogischen Hilfestellungen sind ggf. erforderlich?
Cecilie Herzogin von Mecklenburg, die Schulpatronin des Ceciliengymnasiums, legte großen Wert auf eine stabile, eigenverantwortliche Persönlichkeit und fasste das Ziel pädagogischer Bildung wie folgt zusammen:
Ich bin der Überzeugung, dass ein Mensch Zeiten der Stürme und allgemeiner Schwankungen nur überstehen kann, ohne Schaden an seiner Seele zu nehmen, wenn er sich selbst treu bleibt. Das heißt, wenn er die Wesensart, die die Grundlage seiner Lebensbahn bildet, beibehält und zur höchstmöglichen Vollendung ausbaut.
Im Rahmen dieser zwei Sichtweisen auf den Pädagogikunterricht am Ceciliengynasium widmen die Fachlehrer*innen sich der Aufgabe, die Lernenden durch eine wissenschaftspropädeutische Ausrichtung (auf Grundlage von wissenschaftlichen Theorien/Modellen und Fachsprache) in ihren intellektuellen Fähigkeiten zu schulen. Ebenso große Bedeutung kommt dem subjektiven Erfahrungsbezug und der Handlungsorientierung bei der Vermittlung der Unterrichtsinhalte zu (z. B. KiTa-Projekt, mögliche Ausbildung zum Jugendgruppenleiter, Unterstützung der SV bei der Vorbereitung und Durchführung des Fair-Play-Tags sowie Begleitung von Sportlern bei den Bethel Athletics). So erfahren die Schüler*innen und Schüler viel über ihre sozial-emotionalen, kreativen und kommunikativen Möglichkeiten wie auch Grenzen. Es besteht die Möglichkeit, sich selbst immer wieder aus einer anderen Perspektive zu reflektieren. Auch durch die Auseinandersetzung mit sehr verschiedenen Menschenbildern und Wertvorstellungen bietet der Fachunterricht Anregungen bei der Suche nach (und dem Finden) einer Identität und für eine mündige, d. h. individuell und gesellschaftlich verantwortungsbewusste Lebensgestaltung.