Einblicke in das Leben und Denken demenzkranker Menschen – mit erschreckend viel Tiefgang und Wahrheit

„Batang. Da, wo die Frauen untenherum wenig anhaben, obenherum gar nichts, Kokosnussmilch zwischen ihren schlanken Fingern herabrinnt. Die Strände so weit, du glaubst es nicht! Da, wo Kängurus zu dir kommen und dich mit ihren Nasen zärtlich anstupsen…“, schwärmt der alte Hubert Kränzler (Harald Gieche). Er lebt alleine in einer winzigen Küche, welche die gesamte Wohnung darstellt. Trotz der Winzigkeit kommt Hubert nicht mehr alleine zurecht. Wo ist sein Brandy? Oder ist das, was er trinkt, das Putzmittel für seine ganzen Flaschenschiffe?

Der zwanzigjährige Alex (Nils Zapfe) verrichtet bei ihm seine Sozialstunden. Oder möchte es. Herr Kränzler schmeißt ihn zuerst immer wieder hinaus, weiß nicht, wer Alex ist, will keine Hilfe und schon gar nicht in ein Heim. Doch Alex hat nur diese eine Chance, sonst wandert er ins Gefängnis. Nach und nach gewöhnen sie sich aneinander und schließlich zieht Alex sogar bei Hubert ein. Dabei erfährt der Zuschauer die Lebensgeschichten der beiden, auch wenn sie sich bei Hubert immer wieder verändert. Ständig träumt er von Batang, wo er angeblich mit Stoffpapagei Paul war. Doch langsam kommt Alex dahinter: Batang ist kein existierender Ort, ihn gibt es nur in Huberts Fantasie.

„Da, wo es egal ist, ob man etwas vergisst…“ (Hubert). Doch ganz zum Schluss bleibt nur noch der Weg ins Altersheim.

Das gesamte Stück spielt auf einer Bühne mit zwei Fronten. Der Zuschauer wird teilweise direkt angesprochen und muss das Geschehen mitverfolgen, und es kann schon mal passieren, dass man etwas „Brandy“ abbekommt. Es gibt nur zwei Darsteller, aber mehr braucht man auch nicht. Diese verändern auch die Bühne, was aber nicht im Geringsten stört.

Die Figuren werden realistisch darstellt. Die Verwirrtheit, Hilflosigkeit und das Denken von Herrn Kränzler wird deutlich, genauso wie die verzwickte Situation von Alex.

Ebenso gelungen ist das Bühnenbild, das Alex zwischendurch mit roten Fäden spickt, um Hubert zu zeigen, wo seine Sachen liegen. Dies sieht chaotisch aus, so wie wahrscheinlich in Huberts Kopf.

Das Besondere des Stücks ist die eigene Teilnahme. Man spielt als Zuschauer regelrecht in dem Stück mit. Alex sitzt am Anfang im Publikum und kehrt dahin zunächst wieder zurück. Das Publikum wird angesprochen und durch die Bühnenoptik hat es den Eindruck, im Wohnzimmer von Herrn Kränzler zu sitzen. Dazu trägt bei, dass neben Personen auch Gegenstände die Bühne „verlassen“.

Bis nach Batang! regt zum Nachdenken an. Das zeigen auch die Reaktionen des Publikums: Manche waren still und nachdenklich, manche quatschten angeregt. Und wiederum anderen war es wohl zu anstrengend.

Wer Lust auf einen amüsanten Abend hat, dem würde ich das Schauspiel nicht empfehlen, dafür ist es zu tiefgründig. Für diejenigen, die nichts gegen humorvoll verpackte ernste Themen haben, wird es eine schöne Vorstellung werden.

Die nächsten Vorstellungen im Theater am Alten Markt zwei (TAM zwei); Preis 12 Euro, ermäßigt 6 Euro :

16.12.2009, 20.00 Uhr
17.12.2009, 20.00 Uhr
29.01.2010, 20.00 Uhr
30.01.2010, 19.30 Uhr