P1140531 Tokushima Kita 16.09.2019Der diesjährige Japanaustausch mit der Myozai-Oberschule und der Tokushimakita-High-School in Tokushima fand vom 8. bis zum 25. Juli 2019 statt. In dieser Zeit waren wir erst einzeln in zwei Familien, zunächst mit Schülerinnen und Schülern der Myozai-Oberschule, dann mit Schülerinnen und Schülern der Tokushimakita-High-School. In den Gastfamilien lebten wir jeweils fünf Tage. Anschließend fuhren wir nach Kyoto, wo wir zwei Tage verbrachten, zuletzt waren wir drei Tage in Tokyo. Dort übernachteten wir jeweils gemeinsam in Jugendherbergen. Unsere Austauschgruppe bestand aus Schülerinnen und Schülern aus Bielefeld, Lemgo und Detmold.

Als wir Dienstagabend endlich in Tokushima angekommen waren, holten mich meine Gastschwester Sena und ihre Mutter vom Flughafen ab. Von Anfang an war mir meine Gastmutter sehr sympathisch, Sena war sehr höflich und freundlich. Da ich sehr erschöpft war und keinen Hunger mehr hatte, fuhren wir direkt zu ihnen nach Hause.

Das Haus ist im japanischen Stil eingerichtet, das heißt hauptsächlich mit Schiebetüren. Die Zimmer – außer der Küche, dem Flur, dem Badezimmer und der Toilette – haben Tatamiboden und sind relativ klein. Im Haus wohnen auch Senas jüngere Schwester und die Großeltern.
Ich hielt mich hauptsächlich in der Küche und in Senas Zimmer auf. Wir teilten uns ihr Zimmer. Sie überließ mir ihr Bett und schlief auf einem Futon, den sie tagsüber wegräumte.

Morgens brachte uns ihre Mutter zur Schule. Von der Schule aus fuhren wir einige Stationen mit der Bahn, dann holte uns die Mutter wieder ab.
Wir fuhren oft nach der Schule essen. Am Mittwoch waren wir zum Beispiel mit Janina Okonomiyaki in einem kleinen Restaurant essen. Am Donnerstag aßen wir Ramen und Samstag waren wir in einem Sushi-Restaurant. Das schmeckte alles sehr gut, wobei mich das Sushi am meisten beeindruckte. Ich war froh, dass wir so viel Verschiedenes aßen, da ich mich auch sehr auf das Essen gefreut hatte.

Senas Mutter war sehr aufgeschlossen. Sie versuchte viel, sich mit mir zu unterhalten, und da sie nicht so gut Englisch konnte, versuchten wir viel, auf Japanisch zu reden. Das klappte eigentlich ganz gut, da wir die Wörter, die ich nicht verstand, nachguckten.

Am Sonntag war ich vormittags mit der Mutter alleine unterwegs, da Sena sich mit ihrem Club auf einen Chorwettbewerb vorbereitete. Mit ihrer Mutter fuhr ich nach Naruto zu der großen Brücke. Mit Sena redete ich nicht so viel auf Japanisch, da sie etwas weniger Geduld mit mir hatte, was dazu führte, dass sie hauptsächlich englisch redete und nur die Wörter auf Japanisch sagte, bei denen sie sich sicher war, dass ich die auf jeden Fall konnte. Gern hätte ich noch mehr Japanisch gesprochen.
Am Samstag fuhren Sena, ihre Schwester, ihre Mutter und ich zusammen zu einem kleinen Fest in Tokushima, wo wir ein paar Bekannte von ihnen trafen. Außerdem war da ein Stand, den Leute aus verschiedenen Ländern führten. Einer war zum Beispiel aus Spanien. Das war sehr interessant.

Meine erste Gastfamilie habe ich ins Herz geschlossen. Alle waren sehr nett und zuvorkommend. Vor allem fiel es mir schwer, mich von der Mutter zu verabschieden. Sie schien sich sehr auf mich gefreut zu haben und eigentlich nicht zu wollen, dass ich gehe.

Beitragsbild Japan 01Was das Programm der Myozai-Oberschule angeht, fand ich den Freitag am besten, da wir dort mit den japanischen Schülerinnen und Schülern direkt gearbeitet haben. Dabei machten mir die Kalligraphiestunde und der Kyoudo-Club am meisten Spaß. Insgesamt fand ich es an dem Tag schön, dass wir selbst etwas machen konnten und wir uns besonders bei der Kalligraphiestunde mit den Schülerinnen und Schülern richtig unterhalten konnten.
Generell merkten wir, dass sich die Schule viel Mühe gab, uns besonders viel zu zeigen, uns die Zeit dort so interessant und lehrreich wie möglich zu gestalten.
Auch meine zweite Familie war mir von Anfang an sympathisch. Man merkte direkt, dass sie aus einer eher modernen städtischen Region kommt. Das Haus ist eher westlich gestaltet. Diesmal hatte ich sogar ein eigenes Zimmer, da der Bruder meiner Austauschschülerin momentan in Osaka studiert und deshalb das Zimmer frei war.

Die Familie interessierte sich sehr für Deutschland. Vor allem die Mutter hatte Bücher über Deutschland und die deutsche Sprache. Wir waren deshalb am Montag im Deutschen Haus in Naruto und sahen uns die Ausstellung an. Dadurch, dass wir im Unterricht schon einen Film über das Gefangenenlager angeschaut hatten, kannte ich die vieles schon. Es war interessant, sich die dort ausgestellten Berichte durchzulesen.

Auch brachte ich meiner Gastfamilie ein paar deutsche Wörter und Sätze bei. Die Mutter erzählte mir davon, dass sie früher schon einmal in Deutschland gewesen sei.
Was die Kommunikation angeht, lief es ähnlich wie bei meiner ersten Familie. Wir redeten nicht viel auf Japanisch, abgesehen von ganz einfachen Sätzen. Da die Mutter auch nicht viel Englisch sprach, gab sie oft Wörter in ein Übersetzungsprogramm ein und zeigte mir das Ergebnis. Ich redete deutlich weniger japanisch.

Am Donnerstag hatte meine Gastschwester, Soyoka, Nachhilfe in Englisch, deswegen fuhren wir zu ihrem Nachhilfelehrer, wo sie dann englische Texte las und Fragen beantworten musste. Der Lehrer unterrichtet mehrere Schülerinnen und Schüler gleichzeitig, wobei alle an ihren Texten arbeiten. Während Soyoka ihre Aufgaben machte, unterhielt sich der Lehrer in flüssigem Englisch mit mir. Wir sprachen ein wenig über die deutschen Schulen und er erzählte mir, dass er in Australien Englisch studiert habe. Am nächsten Tag schickte er Soyoka noch eine Nachricht, in der er sich dafür bedankte, dass ich mitgekommen sei und er sich mit mir habe unterhalten können.

Bei dem Programm der Tokushimakita-High-School gefiel mir der Freitag am besten. Auch wenn wir nicht in der Schule waren, sondern im Schloss Tokushima und im Awa-Tanz-Center, gefielen mir die beiden Programmpunkte sehr gut. Im Schloss Tokushima sahen wir zunächst die Ausstellung und durften dann an einer traditionellen Teezeremonie in einem Tatamizimmer teilnehmen. Am Ende durften wir Kimono und Samurai-Rüstungen anprobieren. Es war sehr aufregend, auch als Mädchen die Samurai-Rüstung anprobieren zu können. Auch einige der Jungen, die dabei waren, probierten einen Kimono an.
Im Awa-Tanz-Center hatten wir eine Vorstellung eines Awa-Tanzes – wie er früher war und wie er sich weiterentwickelt hat. Später tanzten wir den jetzigen selbst und die, die am besten getanzt hatten, bekamen ein typisches Stirnband. Dieses Mal waren es zwei Schüler von uns.

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Mir war gar nicht bewusst, wie sehr ich mich in beiden Familien wohlgefühlt habe, bis wir uns dann verabschieden mussten und sogar die ersten Familien da waren. Sena kommt nächstes Jahr nach Deutschland und ich nehme sie dann auf. So sehen wir uns relativ schnell wieder. Da ich aber unbedingt wieder nach Japan möchte, habe ich beiden Familien versprochen, sie zu besuchen.

Das Hostel in Kyoto war wunderbar. Es hatte einen Onsen, in den man gehen konnte. Ich war beide Tage in dem Onsen und hab es sehr genossen.
Wir schauten uns in Kyoto eigentlich nur Schreine und Tempel an, wie den Goldenen Tempel. Mein Lieblingsort ist der Fushumi-Inari-Taisha-Schrein mit den vielen roten Toren. Leider konnten nicht alle mit dorthin, da es einigen schlecht ging. Ich hätte ich mir gewünscht, dass wir dort länger Zeit gehabt hätten, da wir nur bis zur Hälfte der Tore gekommen waren, bis wir wieder zurück zum Hostel mussten. Auch hätte ich gerne noch etwas anderes in Kyoto gesehen, z. B. die Innenstadt. Kyoto gefiel mir insgesamt sehr gut.

Beitragsbild Japan 03Tokyo machte viel Spaß, da wir sehr viel Freizeit hatten. Wir besuchten den Kaiserpalast. Auch besichtigten wir das Bosai-Center in Ikebukuro, wo wir bei einer Erdbebensimulation mitmachten. Wir fuhren in einem Regierungsgebäude hoch und bekamen dann einen großartigen Blick über Tokyo. Wir besuchten einige Stadtteile Tokyos und hatten in Shibuya sogar etwa fünf Stunden Freizeit.
Das Hostel war in einem Hochhaus und wir hatten ein Achterzimmer. Dementsprechend eng war es auch. Trotzdem richteten wir uns gut ein. Auch dieses Hostel hatte einen Onsen.

Beitragsbild Japan 04Am Ende kann ich sagen, dass ich vieles kennengelernt und ein genaueres Bild vom Leben in Japan bekommen habe. Allerdings habe ich weniger Japanisch, als ich dachte gelernt, sondern eher meine Kenntnisse gefestigt. Ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht und empfehle jedem diesen Austausch, der schon ein wenig Japanisch kann und mit dem Austausch mehr über Japan erfahren und lernen möchte.

Vielen Dank, dass ich an diesem wundervollen Austausch teilnehmen durfte!

Geschrieben von Melina Schmidt

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